Montag, 23. Dezember 2013

WEISSE WEIHNACHT


Wir haben das Problem "WEISSE WEIHNACHT" diesmal sehr pragmatisch gelöst. Statt in Berlin, Hanoi oder anderswo vergeblich auf Schnee zu warten, sind wir an den weissen Strand von Doc Let gefahren.

  Geht doch :-)




Samstag, 21. Dezember 2013

AUSSER RAND UND BAND

Lange war die vietnamesische Hauptstadt verschont geblieben. Seit Mitte Dezember ist es nun auch hier so weit:
Europäische Rentnerbanden machen die Straßen Hanois unsicher.

Mit Kinder-Fahrradhelmen ausgerüstet, brausen sie auf ihren hochmotorisierten Zweirädern durch die Straßen. Für die Bemühungen der hiesigen Polizeiorgane, ihrer habhaft zu werden, haben sie nur ein lautes Lachen übrig.
Nun gelang der Verkehrspolizei möglicherweise der entscheidende Schlag: Nach einem tagelangen Blitzmarathon in der Innenstadt gelang es endlich - ausgerechnet in der kleinen Gasse vor unserem Haus! - ein Radarfoto von der Bande zu schießen.
Die Behörden veröffentlichten ein Phantombild der Motorradrowdys. Sie setzten zudem eine Belohnung von 100 Dong aus und hoffen nun auf zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung.




Richtig: meine Eltern sind endlich da! 
Und es gibt in unserem Familienalbum ein fast identisches Foto von vor 40 Jahren. Die Maschine ist natürlich ein neueres Model, aber die beiden darauf haben sich kaum verändert...
Ihr Lachen auch nicht.



ALARMSTUFE ROT

Nach fast vier Monaten in Hanoi war es Zeit, einmal Zwischenbilanz über unsere bisherigen Freizeitaktivitäten zu ziehen. Entsetzt stellten wir fest, dass der kulturelle Aspekt dabei bisher reichlich kurz gekommen war! Und das in einer Stadt wie Hanoi: voller Pagoden, Militärmuseen und Literaturtempeln...

Wir beschlossen, umgehend Abhilfe zu schaffen  und Felix besorgte noch für den gleichen Abend Eintrittskarten für die ganze Familie. Für das Fußball-Länder-Spiel Vietnam gegen Usbekistan. Asia Cup.
 


Dass wir alles richtig gemacht hatten, wurde uns gleich bei der Ankunft an der Austragungsstätte klar: zu Klängen von Tschaikowsky betraten wir das Stadion.

  
Zum Glück reichte die Zeit noch, um vor dem Spiel im Foyer des Stadions stilvoll einen kleinen Aperitiv einzunehmen. Bier - sehr hübsch in mit Tesafilm verschlossenen Tüten - natürlich mit farblich passendem Strohhalm.
 


So erfrischt gingen wir auf unsere Plätze und kamen gerade noch rechtzeitig, um die "Show" der vietnamesischen Ultras auf der Tribüne gegenüber mitzuerleben. 

Ein bengalisches Feuer ist nichts dagegen - dieses Feuerwerk hatte eine Sprühkraft wie wir sie noch in keinem deutschen Stadion erlebt haben!

Lärm und Rauchmenge entsprachen in etwa einem Tischfeuerwerk, wie sie bei uns an Silvester während des Fondues manchmal gezündet werden, um den Kindern die Wartezeit zu verkürzen....




Und so waren wir auch nicht weiter verwundert, dass sich die zahlreichen anwesenden vietnamesischen Ordnungshüter nicht auf Seiten der Ultras, sondern direkt vor uns platzierten.

Zu unserer Beruhigung stellten wir fest, dass die Security während des gesamten Spiels  JEDEN Zuschauer und potentiellen Chaoten fest im Blick hatte.


JEDEN.


Wirklich jeden.


Und so hatten die Anhänger der Gastmannschaft leichtes Spiel. Während die einheimischen Zuschauer vollkommen verschüchtert, vor allem aber mucksmäuschenstill das Spiel verfolgten, kannten die usbekischen Fans keine Zurückhaltung.

Laut grölten sie durch das Stadion und schnell schwand auch dem tapfersten Vietnam-Fan der Mut, seine Mannschaft anzufeuern.


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Schnell übertrug sich diese Stimmung auf das Spielgeschehen. Die Gastmannschaft wurde von den selbstbewusst losstürmenden Gegnern geradezu überrannt. Szenen, die stark an ein fiktives Match der A- gegen die E-Jugend eines Fußballklubs erinnerten, spielten sich ab.



Natürlich blieb diese Ungerechtigkeit  Lotta und Luis nicht verborgen. Und sie zögerten auch nicht lange, sondern ergriffen mutig die Initiative - bereit, alles zu geben, um das Spiel noch einmal herumzureißen!



 
Ohne Rücksicht auf die gestrengen Blicke der Staatsdiener legten sie los und feuerten die vietnamesische Mannschaft lautstark und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln an!


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Und es dauerte nicht lange (siehe rechts im Bild), bis ihre Begeisterung auf das vietnamesische Publikum überschwappte und dieses nun auch begann, die Mannschaft lautstark anzufeuern.
Philipp zumindest hielt es nicht mehr auf seinem Sitz...




Und es dauerte nicht lange, da zeigte sich auf dem Spielfeld, dass noch "alles drin" war, denn - aufgeputscht durch den Jubel der Fans - besann sich nun die vietnamesische Mannschaft auf ihre Stärken und stürmte los!


Selbst die Sicherheitskräfte bekamen mit, dass sich da eine Sensation abzeichnete und riskierten einen Blick über die Schulter.



Doch es sollte einfach nicht sein: Gerade als der vietnamesische Sturm zu seiner vollen Stärke anschwoll, beendete ein böses Foul alle Hoffnungen.

Es erwischte den wichtigen Spieler der Heimmannschaft, er brach bewusstlos zusammen und nach einigen hilflosen Bemühungen seiner Kameraden, brauste sogar eine Ambulanz auf den Platz.
  
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Gebannt starrten alle auf die Menschenansammlung, die sich da um den Krankenwagen herum gebildet hatte, als endlich Luis, der Jüngste von uns und offenbar auch der mit den besten Augen, die erlösende Nachricht verkündete: "Er lebt noch! Er hat sich bewegt!"





Und so nahmen wir das enttäuschende Endergebnis letztendlich doch erleichtert auf, hätte es doch schließlich viel schlimmer kommen können...

Bevor wir das Stadion verlassen konnten, wollten sich jedoch die vietnamesischen Fans noch bei ihren Unterstützern bedanken und so hieß es erst mal: Fototermin!



Als wir im sanften Licht der Scheinwerfer das Gelände verließen, stand unser Entschluss fest: wir machen jetzt öfter "in Kultur" - und besorgen uns so bald wie möglich eine Jahreskarte fürs Stadion...