Donnerstag, 27. Februar 2014

VIETNAM IST NICHT UGANDA

Es fallen mir im ersten Moment nicht ganz so viele Dinge ein, die man sich von den Vietnamesen "abgucken" könnte. 

Der Umgang mit der Natur, mit geschützten Tierarten, mit anderen Verkehrsteilnehmern - bisweilen auch der mit "ungehorsamen" Ehefrauen... - da fielen mir spontan so einige andere Länder ein, die hier eher eine Vorbildfunktion einnehmen könnten.

Aber: In Vietnam ist homosexuell zu sein seit dem Herbst 2013 nicht mehr "kriminell". Und über die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften denkt man derzeit intensiv nach.

Ob das alles aus purer Menschenfreundlichkeit geschieht, ein Hinweis auf das Wirken aufklärerischen Gedankenguts ist und sich mittelfristig auch auf das immer noch sehr konservative gesellschaftliche Denken auswirken wird, sei einmal dahingestellt.

Aber um es mal mit den Worten meines Vaters - des alten Eisenbahners - zu sagen: 
Der Zug fährt in die richtige Richtung.

Und das ist gut so.

Und deswegen können die in Uganda sich wirklich mal eine Scheibe abschneiden von den Vietnamesen.


Samstag, 22. Februar 2014

DAS GRAS IST GRÜNER...

... AUF DER ANDEREN SEITE DES ZAUNS.

Dass in diesem Spruch viel Wahrheit steckt, zeigen die Erinnerungsfotos von unserer Reise nach Thailand während der "TET"-Ferien.



DIE AUSSICHT AUS DEM HOTELZIMMER IST UMWERFENDER.



AUS JEDEM HOTELZIMMER.



AUCH BEI NEBEL.




DIE FLOSSKAPITÄNE JÜNGER.




DIE MALER GEDULDIGER.

 


DIE BONBONS BUNTER.


 


DAS SUSHI FRISCHER.

 


DIE KROKODILJÄGER COOLER.

 


DIE SPORTLER GELENKIGER.

 


DIE BARRIKADEN ÜBERWINDBARER.


 


DIE TAXIFAHRTEN ENTSPANNTER.

 


DIE BUDDHAS GRÖSSER.




DIE PALASTWACHEN STRENGER.




DIE TÄNZERINNEN ANMUTIGER.


 


DIE TANZSCHÜLERINNEN AUCH.




UND DIE TÄNZER SOWIESO.




DAS MEER IST BLAUER.




DIE FISCHE FRÖHLICHER.

 


DIE UNTERWASSERWELT SPANNENDER.




DIE SCHAUKELN LUFTIGER.




DIE BÄUME HÖHER.


 


DIE EINSAMEN INSELN EINSAMER.




DIE KINDER BRAVER.




DIE JAMES-BOND-FELSEN SPANNENDER (AUCH OHNE JAMES BOND).




DIE MEERJUNGFRAUEN HÜBSCHER.




DIE MENSCHEN AFFIGER.




UND DIE AFFEN MENSCHLICHER.




DIE SONNENUNTERGÄNGE ROMANTISCHER.

 


DIE SUNDOWNER FRUCHTIGER.




UND MEINE LIEBLINGSMODELS KOOPERATIVER...




Warum der Beitrag trotzdem unter diesen Blog passt?

Darüber habe ich lange nachgedacht. Die Lösung lautet: 

Hanoi ist nur eineinhalb Flugstunden von Bangkok entfernt. Und DAS ist doch wirklich mal ein Grund, "HAPPY IN HANOI" zu sein.



Donnerstag, 13. Februar 2014

MONTAGSDEMO

Hier in Hanoi gibt es jetzt auch eine Montagsdemo.

So wie in Frankfurt am Flughafen.

Und so wie vor 25 Jahren in Leipzig.

Natürlich hat das Ganze noch nicht solche Ausmaße angenommen wie die Proteste in Frankfurt und Leipzig.

Um ehrlich zu sein: Meistens demonstriere ich sogar total alleine.
Bis nachmittags die Kinder aus der Schule kommen und mitdemonstrieren - weil es sonst kein Abendbrot gibt.

Unsere neue Haushaltshilfe hat sehr hilfsbereit beim Plakatemalen geholfen, aber beim Demonstrieren selber ist sie vorsichtig. 
Kein Wunder: das sieht man in Vietnam ja auch nicht so gerne, dass die Leute demonstrieren...

Aber das ist MEIN Haus.
Und MEIN Dachboden.
Und deswegen demonstriere ich hier auch - FÜR EIN ABSOLUTES FLUGVERBOT.

Warum ich hier so kompromisslos bin? Ich habe da gar keine Wahl:

Nach unserem letzten Urlaub kamen wir wegen eines verspäteten Fluges erst kurz vor Mitternacht nach Hause. Und fielen alle todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen mussten Felix und die Kinder früh raus. Danach wollte ich mit meinen Eltern gemütlich frühstücken. Und vorher ganz kurz etwas im Internet nachsehen.

Also stieg ich die Treppen hoch. Ziemlich viele Treppen... Der PC steht nämlich unter dem Dach, sprich im fünften Stock. Das liegt nicht daran, dass wir in einem riesigen Haus wohnen, sondern daran, dass die Häuser hier meist auf kleiner Fläche, dafür aber um so höher gebaut werden. (Das ist ein Steuertrick, auf den in Deutschland noch nicht so viele Leute gekommen sind - für Fußballstadien bietet sich das ja auch weniger an...)

Ich war fast oben angekommen und mit den Augen genau auf Fußbodenhöhe, da sah ich es:
Schwarz.
Fell.
Flügel.
Tot?

Auf jeden Fall lag es genau neben meinem Schreibtisch.

Mein Verhältnis zu Spinnen könnte man im Vergleich zu den Gefühlen, die ich toten oder lebendigen Fledermäusen gegenüber hege, problemlos als TIEFENENTSPANNT bezeichnen.

Sollte sich jemand an meine "tierische Begegnung" im letzten Jahr erinnern (hier nachzulesen: "Der Schrei" und "Satisfaktion" ), dann kann er sich vermutlich gut vorstellen, wie es mir in dem Moment ging.

Leichenblass stieg ich ins Erdgeschoss herunter und verfolgte aus größtmöglicher Ferne, wie meine Eltern wagemutig unters Dach stiegen und das Problem "entsorgten".

Zutiefst gerührt und dankbar war ich ihnen. Wusste ich doch, dass meine Mutter sich mindestens genauso ekelte wie ich.

Und dass die beiden während des ganzen Tages immer mal so "ganz nebenbei" Bemerkungen fallen ließen wie: "Die stehen ja bei uns unter Naturschutz, die Viecher...Richtig selten sind die geworden." und "Die tun ja keinem was. Vollkommen harmlos sind sie." oder auch "Ja klar, besonders schön aussehen tun die nicht, aber absolut ungefährlich. Nur eben sehr hässlich..." fand ich ganz wunderbar.

Es änderte aber auch nichts daran, dass ich dem Dachboden den ganzen Tag lang fern blieb. So fern wie möglich - also im Erdgeschoss.
Und todunglücklich war, weil nach dem Gästebad mit der Spinnenvergangenheit nun auch noch der Dachboden (bis dahin mein "kreativer Adlerhorst") Sperrgebiet für mich geworden war.

Am Abend konnte meine Mutter das Elend nicht mehr mit ansehen. Sie nahm mich bei der Hand und führte mich die Treppe hoch. "Das geht doch nicht an, Kind! Wir gehen jetzt mal gemeinsam hoch und dann siehst du, dass da oben alles in Ordnung ist."
Wir kamen bis zum 4. Stock. Dort blickte meine Mutter nach oben. Drückte meine Hand noch ein wenig fester und sagte - etwas lauter und auch etwas fröhlicher als nötig:"So, dann gehen wir jetzt mal die Treppe RUNTER!"

Richtig: runter, nicht rauf. Im Schein des Lichts einer Schreibtischlampe hatte meine Mutter nämlich einen Schatten wahrgenommen. Einen FLIEGENDEN Schatten.

Es dauerte nur ein paar Minuten. Dann hatten Felix und meine Eltern es geschafft, unter Zuhilfenahme aller im Haus verfügbaren Besen und Feger, die Fledermaus durch die Tür zur Dachterrasse nach draußen zu schaffen.

Der verrutschte Dachziegel, der es den beiden Tieren ermöglicht hatte, ins Haus zu kommen, wurde am nächsten Tag vom Hausbesitzer wieder zurechtgerückt.

Irgendwie ist es ja schon traurig, dass diese Fledermaus ausgerechnet auf unserem Dachboden verwitwet ist. Aber es hat sie ja niemand gezwungen, durch das kleine Loch zu kriechen.

Und deswegen demonstriere ich weiter: Für ein ABSOLUTES FLUGVERBOT unter meinem Dach.

Die in Leipzig hatten ja auch Erfolg.

Dienstag, 11. Februar 2014

"DR. NGUYEN - BITTE IN DEN OP!"


Ich persönlich mache mir ja nicht mehr viel aus Schmuck. Alle Stücke, die mir etwas bedeutet haben, sind bei dem Einbruch in unsere Berliner Wohnung vor ein paar Jahren gestohlen worden.
An einige denke ich noch heute fast täglich und trauere ihnen hinterher. Da war zum Beispiel der Ring, den Felix mir zu Lottas Geburt geschenkt hatte - den wollte ich ihr zum 18. Geburtstag schenken... 
Kitschig, aber - Mütter eben.

Seitdem investiere ich nur noch in Modeschmuck oder Freundschaftsbändchen.

Na gut, die Rolex, die die Kinder mir auf der letzten Reise nach Hoi An geschenkt haben, trage ich natürlich schon. Aber um ehrlich zu sein: Ich habe den Verdacht, dass das gar keine echte Rolex ist. Sonst hätte nämlich das Taschengeld der beiden gar nicht gereicht. 
Aber das müssen die zwei ja nie erfahren...

Eine kleine Schwäche habe ich dennoch: Perlen.

Die haben mich schon als Kind fasziniert. Wie aus etwas so Unscheinbarem wie einer Auster etwas so Zauberhaftes wie eine Perle kommen kann...


Weiß, ebenmäßig, nicht zu groß und nicht zu klein, vor allem aber ECHT sollte sie sein, die PERFEKTE PERLE.
Und so scheitern regelmäßig alle Verkaufsversuche hochmotivierter Juwelierangestellte auch an diesem kleinen Restzweifel: "Ist die Perle auch echt?" 

Nun aber los in die Ha Long Bay...


Die Tour führte uns durch ein „Floating Village“, ein schwimmendes Dorf, vollkommen versteckt in einer Bucht gelegen.   
 


Umgeben von steilen Felsen, windgeschützt und farbenfroh, aber – auf den ersten Blick erkennbar - ohne jeden Komfort für seine Bewohner.
 

Von unserem Schiff wurden wir zu einem kleinen Anleger gebracht und stiegen dort in ein kleines Ruderboot, mit dem uns eine zierliche Frau durch die ganze Bucht ruderte.


Vorbei an den Hausbooten und einer Mini-Schule für die Kinder des Village.


Und an Kähnen mit großen Lampen – mit deren Hilfe werden nachts die Tintenfische gelockt.

 
Am Ende der Tour kamen wir zu einem kleinen – natürlich ebenfalls schwimmenden – Perlengeschäft, umgeben von Austernfeldern.

  
Anders als bei deutschen Kaffeefahrten gab es hier jedoch keinerlei Kaufdruck oder gar  -zwang. Heizdecken konnte ich auch nirgendwo entdecken.

Stattdessen führte uns der Guide zu einem überdachten Eckchen auf dem schwimmenden Floß, wo ein junger Mann und eine junge Frau hochkonzentriert an einem Tisch saßen, vor sich ein Tablett mit Austern, in den Händen eine Pinzette, bzw. ein Skalpell.


Der junge Mann nahm eine der vor ihm liegenden Austern. Er klemmte sie in eine Vorrichtung und stemmte sie dann an einer Seite nur ein paar Millimeter auf. Mit einem Skalpell schnitt er eine kleine Öffnung in den Magen der Auster.
(Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal wusste, dass Austern einen Magen haben. Den schmeckt man allerdings auch nicht raus, wenn man so wie ich immer extrem viel Zitrone draufträufelt…)
Dann griff er mit der Pinzette in ein vor ihm stehendes Schälchen, in dem kleine Kugeln lagen und legte unendlich vorsichtig eine der Kugeln in den geöffneten Austernmagen..
Die junge Frau neben ihm reichte ihm ein kleines Stück Masse, das sie zuvor einer vor ihr liegenden geöffneten Auster entnommen hatte.
„Das Stück Bauchlappen der bereits geernteten Auster hilft, die Wunde im Magen der anderen Auster zu verschließen“, erklärte unser Guide.
Der junge Mann nahm den kleinen „Lappen“, steckte ihn ebenfalls unendlich vorsichtig in die Auster und schloss diese dann wieder ganz behutsam.
 

Wir hielten den Atem an. Ähnlich beeindruckt dürften die Menschen gewesen sein, die vor 40 Jahren der ersten Herz-OP von Professor Barnard bewohnen durften.

„Wir machen nun eine Zeitreise“, sagte unser Guide. „Es sind viele Monate vergangen und die Austern werden nun geöffnet, um zu sehen, ob der Eingriff erfolgreich war und eine Perle entstanden ist. Nur in etwa 30 Prozent der Austern wachsen überhaupt Perlen heran – bei allen anderen bleibt es beim Versuch!“

Der junge Mann stemmte die Auster auf und zerteilte dann mit einem Skalpell die darin befindliche Masse. 
  

Und da lag sie:  weiß, ebenmäßig, nicht zu groß und nicht zu klein und – da war ich mir sicher – vollkommen echt. DIE PERFEKTE PERLE.


Dr. Nguyen und ich wurden uns schnell handelseinig. Und fünf Minuten später hielt ich DIE Perle hübsch verpackt in einem Kästchen in meinen Händen.
Ich werde sie in einen Ring fassen lassen. Und ihn Lotta zu ihrem 18. Geburtstag schenken. 
Kitschig, aber - Mütter eben…


*Nguyen ist der mit Abstand häufigste Nachname in Vietnam. Er ist hier in etwa so häufig wie bei uns die Namen Schmidt, Schmitz, Schmitt, Bauer, Müller und Meyer/Meier/Mayer/Maier zusammen. Auch ohne dass ich den Austerndoktor nach seinem Namen gefragt habe, liege ich also mit der Vermutung, er heiße Dr. Nguyen, höchstwahrscheinlich richtig.



Sonntag, 9. Februar 2014

FRÜHSPORT


Ein Besuch in der Ha Long Bay gehört zum Pflichtprogramm jeder Vietnam-Reise und so bin ich mit meinen Eltern zu einer Mini-Kreuzfahrt aufgebrochen. Zwei Tage schippern wir auf einer alten Dschunke durch kleine Buchten und hoffen - vergeblich - auf Sonnenschein und blauen Himmel.

Aber auch wenn das Wetter besser sein könnte - es gibt dennoch viel zu sehen und für reichlich Abwechslung an Bord der „Treasure Junk“ ist gesorgt. Als Beispiel sei hier das Wickeln von Sommerfrühlingsrollen genannt - ein echtes Unterhaltungshighlight.

Nun sitzen wir gerade beim Abendbrot. Der vietnamesische Reiseleiter gibt Hinweise zum morgigen Programm (auf Englisch mit dem hier stets sehr stark ausgeprägten vietnamesischen Akzent).

Während meine Mutter und ich konzentriert lauschen, liegt die Aufmerksamkeit meines Vaters ganz beim Kellner, der gerade die Teller mit den Shrimpsschalen abräumt, um Platz für den Fisch in Karamellsoße zu machen.



„6.30  Wake-up, little imbiss.


7.30   Excursion to the floating village and the oysterfarm.


After that brunch on board. And then weg go back to the harbour.


Oh yes, I forgot: if you want – at 6.45 TAI CHI on deck of the ship.“


Da horcht mein Vater plötzlich auf: “Was? Schi? Der meint doch wohl Wasserschi!“



Freitag, 7. Februar 2014

GROUPIE-ALARM



In Vietnam gibt es keine Gleichstellungsbeauftragte. Und meines Wissens auch keinen Verantwortlichen für Genderfragen.

Dennoch (oder gerade deswegen?) ist es den VietnamesINNEN gelungen, in Berufssektoren vorzudringen oder sie sogar ganz für sich zu erobern, die in Deutschland klar männerdominiert sind und es für die nächsten Jahrzehnte wohl auch bleiben werden.

Ich spreche hier von DEN Berufen, in denen es weder einer Ursula von der Leyen und – zu meiner großen Überraschung -  nicht einmal einer Kristina Schröder gelungen ist, dafür zu sorgen, dass Frauen gleichberechtigt vertreten sind.

So müsste man in Deutschland eine ganze Weile suchen, um eine BauarbeiterIN und eine MüllFRAU zu finden, wohingegen in Vietnam sowohl „auf dem Bau“ als auch bei der Müllabfuhr nahezu Parität herrscht. Besser noch: Die Müllabfuhr befindet sich hier ausschließlich in weiblicher Hand.

Wenn es darum geht, Beton anzumischen, Steine zu schleppen oder ganz oben auf den Gerüsten herum zu klettern und das Dach zu decken – dann sind die Vietnamesinnen dabei. Und einen männlichen Müllmann habe ich hier überhaupt noch nicht gesehen. Stattdessen sind es allein Frauen, die hier bis in den späten Abend hinein mit ihren Handkarren den Hausmüll einsammeln und nebenbei auch noch die Wege fegen (Bürgersteige in dem Sinne gibt es ja nicht). Und wegen der engen Straßen gibt es für Müllautos hier kein Durchkommen.



Die vietnamesischen Männer tun sich verständlicherweise etwas schwer damit, von ihren urmännlichen Wirkungsstätten vertrieben worden zu sein.

Und so sind vielleicht auch deswegen die unzähligen Bia Hois (so nennt man hier die auf den ersten Blick etwas provisorisch wirkenden Kneipen, in denen tagesfrisches Bier ausgeschenkt wird und deren Bestuhlung aus diesen niedlichen blauen Hockern besteht, die man bei uns automatisch mit der Kindermöbelabteilung von IKEA verbinden würde) von morgens bis abends mit frustrierten Männern gefüllt, die versuchen damit fertig zu werden, dass es statt ihrer FRAUEN sind, die die Stadt sauber halten und für schöne neue Häuser sorgen.

Das zumindest ist Lottas und meine Theorie. Anders können wir uns einfach nicht erklären, warum wir in den Bia Hois IMMER nur Männer sitzen sehen, nie jedoch eine einzige Frau.

Zum Glück – für das gesellschaftliche Gleichgewicht - gibt jedoch auch Vietnamesinnen, die weniger querulant sind, Männern ihre Domänen nicht streitig machen, und sich stattdessen mit DER Wirkungsstätte zufrieden geben, die eigentlich für Frauen vorgesehen ist.

Mit der Küche.

Eine dieser Frauen ist Miss Vy.
Sie ist ungefähr so alt wie ich und hat vor ca. 20 Jahren gegen schwerste Bedenken ihrer Familie ihr erstes kleines Restaurant in Hoi An eröffnet. Mittlerweile kennt halb Vietnam sie wegen ihrer Kochsendungen im Fernsehen und neben dem ersten kleinen Lokal gehören ihr zwei weitere – nicht ganz so kleine, aber ständig ausgebuchte - Restaurants. In einem davon, dem CARGO, haben wir Silvester gefeiert und wussten gar nicht, was wir mehr genießen sollten, den Blick auf den Fluss, die Gespräche mit der lustigen Kellnerin, die schon mal in Wennigerode im Harz war oder das tolle Menü.
Ach ja, und seit neuestem gehört Miss Vy auch noch das MARKET PLACE, eine Mischung aus Erlebnisrestaurant und Kochschule, das optisch etwas an die oberste Etage des KaDeWe erinnert. Nur schöner.

Geschmacklich auch, zumindest so lange man bei den Ständen bleibt, an denen man die klassischen vietnamesischen Gerichte kosten kann (Schweinebauchwürfel an Mangosalat, frische Frühlingsrollen, in Bier gekochte Krebse).

Nicht mehr so KaDeWe-mäßig ist es an den Ständen, an denen die klassischen vietnamesischen Gerichte für Einheimische angeboten werden, die man als Tourist aber auch gerne probieren darf (Seidenraupensalat, gekochte Innereien mit 5-Gewürze-Soße, Quallensalat auf Reiscrackern).

Und so ist es wohl verständlich, dass ich für Frau Vy schwärme und mich daher gerne als ein Riesen-Fan von ihr bezeichne. Deswegen konnte ich auch nicht widerstehen, Felix zu bitten, ein Foto von uns beiden zu machen, als sie plötzlich mitten im MARKET PLACE vor uns stand.

  
Eine Frau, die weiß, wo sie hingehört.

In die Küche.

Die muss man doch toll finden.