Dienstag, 28. Oktober 2014

HOBBY-LOTTERIE

Freitag morgen 7 Uhr. 

Angespannt sitze ich vor dem Computer. Die Webseite der Schule erscheint auf dem Bildschirm. Jetzt heißt es nicht nur schnell zu sein, sondern DIE SCHNELLSTE, denn es gilt das Prinzip "first come - first serve".


Schnell ins System eingeloggt und dann so rasch wie möglich die Wunschliste der Kinder eingegeben. Basketball für Lotta - heißbegehrt - gleich als Erstwunsch. Schnell zu Luis' Seite gewechselt und für ihn Judo klargemacht. Danach schnell noch der Bastelkurs und für den Fall, das dieser schon voll ist, noch den Kinder-Computerkurs. Wieder zurück zu Lotta und schnell die Anmeldung fürs Schwimmteam, da können wir uns Zeit lassen, weil nur wenige Viertklässler schon im Schwimmteam sind...

(Richtig gelesen - hier schwingt eine ganz gehörige Portion Mutterstolz mit!) 




Immer wieder hängt sich das Programm auf, ich muss das System neu starten. Die zuvor gemachten Eingaben verschwinden und in den Anmeldefeldern erscheinen mehr und mehr Namen von anderen Kindern, deren Platz schon gesichert ist.

Der Puls rast, von unten tönt Lärm, aber ich darf jetzt nicht aufgeben!


Endlich - nach einer gefühlten Ewigkeit ist es geschafft!!!


Freudestrahlend hüpfe ich die vier Etagen bis zur Küche runter und verkünde, dass "die Nachmittage dank Mama mal wieder gerettet sind!" 


Warum das Ganze?


Die UNIS Hanoi ist eine Ganztagsschule. Kindergarten, Grundschule und Oberstufe - für alle Schüler endet der Unterricht am frühen Nachmittag.

Da bliebe eigentlich noch reichlich Zeit für ein paar schöne Freizeitaktivitäten, allein: das Angebot in Hanoi ist nicht ganz so großzügig wie wir das aus deutschen Städten kennen. 

Wenige Vereine und wenn dann welche, in denen ausschließlich vietnamesisch gesprochen wird. Keine Spielplätze. Stattdessen dieser unglaublich chaotische (und vor allem für Fußgänger) gefährliche Straßenverkehr, der es den Kinder schwierig bis unmöglich macht, mal alleine irgendwohin zu gehen.

Und so bietet die UNIS selbst "ASAs - After School Activities" in Hülle und Fülle an. 






Einziger Haken: Die Plätze in einigen der Sport-/Kunst-/Musikgruppen sind heiß begehrt und es findet alle paar Wochen eine neue Anmelderunde statt.

Das hat für die Kinder den Vorteil, dass sie neue Hobbies einfach mal für ein paar Wochen ausprobieren und danach etwas neues beginnen können. Wenn sie sich dann aber für eine Aktivität wirklich begeistern, wächst der Druck auf die Mütter, die Plätze für den Lieblingskurs auch in der nächsten Runde wieder zu ergattern.





Für die Mütter lohnt sich der morgendliche Stress jedoch, denn so können die Kinder gleich nach dem Unterricht ihren Hobbies nachgehen - zusammen mit ihren Schulfreunden. Und im Anschluss an die Activities werden die Kinder wie sonst auch mit einem Schulbus wie gewohnt bis vor die Haustür gebracht. 

Hanoi - unerfahrene Menschen könnten jetzt auf die verrückte Idee kommen zu fragen, warum um Himmels willen die Kinder nicht einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause kommen, sondern solch ein privater Service in Anspruch genommen werden muss.

Auch diese Frage ist schnell beantwortet:

Anders als in Argentinien ist das nicht der Angst vor Entführungen geschuldet, nein - weit weniger spektakulär:

Das öffentliche Nahverkehrssystem in Hanoi ist dem europäischen eher "unähnlich".

Ganz offensichtlich werden funktionierende Bremsen, verbindliche Abfahrtszeiten und "ein Führerschein als unabdingbare Einstellungsvoraussetzung für einen Busfahrer" in Europa schlichtweg überbewertet. 
Um solche Details macht man in Vietnam nicht viel Aufsehens - es geht auch ohne!

In der Konsequenz sind die städtischen Busse nur hartgesottenen Erwachsenen zuzumuten, Kinder möchte man davor bewahren. 

Ein Segen also, dass es die "ASAs" gibt!

Wäre da nur nicht dieses unzuverlässige Registrierungsprogramm namens: I.S.I.S.

Ja, richtig gelesen. 

Das haben schon einige Mütter zum Teufel gewünscht und als kürzlich sogar der amerikanische Präsident verkündete "ISIS müsse endgültig vernichtet werden!", da fiel mehr als einer UNIS-Mutti ein Stein vom Herzen!




Sonntag, 26. Oktober 2014

WIEDERVEREINIGUNG

Die Deutschen haben Jahrzehnte auf ihre Wiedervereinigung gewartet.

Diese beiden nur 15 Monate. Aber die kamen ihnen vor wie 100 Jahre....

Endlich. Luisa ist da!






Samstag, 25. Oktober 2014

DIE FARBE DES GELDES

Gelegentlich werden wir von Freunden gefragt, wie wir das machen - die ganzen Urlaube und Reisen. Finanziell und so - ist ja schließlich alles nicht ganz billig...

Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Wir haben lediglich unsere Ausgaben an anderer Stelle drastisch reduziert. 

Indem wir Luis das Taschengeld gestrichen haben.

Der hat nämlich seit kurzem ein neues Hobby. Ein ziemlich einträgliches...


Poolbillard ist natürlich kein Sport für Jedermann. 

Luis hat das große Glück, dass ihm das Talent sozusagen in die Wiege gelegt wurde.



Er enstammt einer alten Poolbillard-Dynastie...



Das ist ein riesiger Vorteil, egal von welcher Seite man es betrachtet.



Dazu kommt bei Luis jede Menge Talent und eine gehörige Portion Coolness.



Eiseskälte sozusagen. Killerinstinkt.




Wenn man dann noch einen erfahrenen Berater an seiner Seite hat...




...und eine Managerin (rechts im Bild), die mit allen Wassern gewaschen ist,...


...fehlen nur noch die richtigen Fans. Die mit Pokerface:


...und die ohne:


 
Dann heißt es nur noch, sich auf das Spiel zu konzentrieren...


... und Ablenkungen aus dem Publikum zu widerstehen.




Auf die Kugel fokussieren. 



Und cool bleiben. Auch dann, wenn die Emotionen hochkochen.









Dann ist jedes Spiel ein Sieg. 











Donnerstag, 23. Oktober 2014

DIE STADT DER LIEBE

...ist nicht wie weithin angenommen PARIS, sondern HOI AN.


 Da gibt es keinen Zweifel.



Nicht den geringsten.






Mittwoch, 22. Oktober 2014

BOYGROUPS

The Beatles? The Rolling Stones? Backstreet Boys? Take That? One Direction? Forget them all!

We proudly present:


New Kids on the Pool









Dienstag, 21. Oktober 2014

MORGENS UM SIEBEN...

...ist die Welt noch in Ordnung. 


Und in Hoi An zudem noch farbenfroh.













Und wenn man dann auf dem Markt von einheimischen Fischverkäuferinnen eingeladen wird, eine Schale grünen Tee mit ihnen zu trinken, dann ist die Welt sogar so etwas wie perfekt.
 
 
 

 



Montag, 20. Oktober 2014

FROMMER WUNSCH

Grundsätzlich sind wir ja eine christliche Familie. Wenn auch eine, die es mit dem regelmäßigen Kirchgang nicht ganz so streng, mit Weihnachten, Ostern und der dazu gehörigen Bescherung bzw. Eiersuche dafür aber um so genauer nimmt. 

Das Leben im Ausland verlangt uns in gewissen Situationen eine große Flexibilität und Einfallsreichtum ab. Möchten wir also beispielsweise dafür beten, dass jemand schnell wieder gesund wird, stehen wir häufig vor dem Problem, dass keine Kirche in der Nähe ist, in der wir diesen Wunsch adressatengerecht vorbringen können.

Ausgerechnet von Luis, der das schon längere Zeit sehr erfolgreich praktiziert, haben wir gelernt, dass man wichtige Wünsche hilfsweise auch an anderer Stelle „loswerden“ kann.

So betete unser jüngstes Familienmitglied vor dem letzten Geburtstag in einem Tempel in Luang Prabang sehr inbrünstig darum, ein bestimmtes Lego-Paket geschenkt zu bekommen. Und - es hat funktioniert!




Einen ähnlichen Erfolg erhoffen wir uns nun bei unserem Besuch des Marmorgebirges zwischen Da Nang und Hoi An. 

Es begann mit einer Besichtigung der Höhlen im unteren Teil des Gebirges, deren Inneres eine sehr bizarre  Mischung aus Kriegerdenkmal, ...


... buddhistischem Tempel ...


... und Paradies für Fledermäuse darstellt. 


Heiliger Gral in Übergröße inklusive.



Nicht unfroh kürzte ich diesen Besuch, der einer unfreiwilligen Sitzung einer Konfrontationstherapie für Fledermausphobiker (Näheres hierzu unter Montagsdemo) glich, etwas ab und trat erleichtert an die frische Luft. 

Die Erleichterung hielt jedoch nicht lange an:

Trotz unserer extrem ausgeprägten - manchmal fast peinlichen - Höhenangst stiegen Felix und ich in einen an den Berg gebauten Fahrstuhl. Jeder von uns hatte ein tiefenentspanntes Kind an der Hand, das unsere zitternden Knie und bleichen Gesichter, als der gläserne Fahrstuhl sich nach oben bewegte, großzügig übersah.



Oben auf dem Berg gelangten wir nach kurzer Wanderung zu einem Tempel, auf den die Beschreibung „verwunschen“ perfekt zutraf.


Den beiden entzückenden älteren Damen, die dort standen, kauften wir gleich mehrere Pakete Räucherstäbchen ab und begannen, die Stäbchen in den dafür vorgesehenen Behältern vor dem Tempel anzuzünden.


Offenbar spürte eine der beiden Damen, dass es bei unseren Wünschen und stillem Innehalten nicht um so etwas Profanes wie Weihnachtsgeschenke, sondern um etwas wirklich Wichtiges ging.


Sehr bestimmt forderte sie uns denn auch auf, ihr zu folgen und so kamen wir durch einige enge Gänge zu einem weiteren kleinen Tempel, der versteckt im Inneren des Gebirges lag. 


HIER sollten wir Räucherstäbchen entzünden und auch an den in Höhlen halb versteckt gelegenen Buddha - Statuen.


Gehorsam taten wir wie geheißen, staunten dann aber etwas, als die alte Dame ein paar Räucherstäbchen entzündete ...


... und überraschend behende die Steinwand HINTER der großen Buddhafigur hochzuklettern begann und mich anwies, ihr zu folgen.

Meine angeborene Zurückhaltung allem Dunklen gegenüber, in dem sich möglicherweise Fledermäuse befinden, schob ich in diesem Augenblick zur Seite und folgte zögernd. Die alte Dame hatte zum Glück eine Taschenlampe dabei und als sie sie anschaltete, verstand ich: HIER war der Ort für die wirklich wichtigen Wünsche!


Schnell rief ich den Rest der Familie und gemeinsam mit Felix entzündeten Luis und Carlotta auch an dieser Stelle Räucherstäbchen.

Danach kletterten wir vorsichtig aus der Höhle und beobachteten, wie der Qualm der Stäbchen mit unseren Herzenswünschen in den Himmel stieg... 

"Gute Besserung, Oma Ingrid! Wir wünschen uns, dass Du ganz bald wieder gesund bist!"