Sonntag, 27. September 2015

IM GLEICHSCHRITT MARSCH


2. September 1945: 
Auf dem Ba Dinh Platz in Hanoi verliest Ho Chi Minh vor tausenden Bürgern der Stadt die Unabhängigkeitserklärung der Demokratischen Republik Vietnams. 

Ein Meilenstein in der Geschichte des Landes. 
Auch wenn es noch einige Jahrzehnte dauern wird, bis Vietnam als unabhängiges Land und vor allem im Frieden leben wird: Dieser Tag markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Vietnams. Und wird deswegen zum Nationalfeiertag erklärt.

2. September 2015
Die Regierung der Sozialistischen Republik Vietnams begeht den Nationalfeiertag mit einer gigantischen Militärparade vor dem Ho Chi Minh Mausoleum in Hanoi.

Bereits Tage zuvor werden im gesamten umliegenden Stadtgebiet Straßen gesperrt, Kanaldeckel zugeschweißt, mobile Polizeiposten errichtet.
   
  
Das öffentliche Leben kommt zeitweise zum Erliegen, weil auf wichtigen Zufahrtsstraßen "gar nichts mehr geht". 

Überall in der Stadt ist eine große Anspannung und Aufregung zu spüren. Hier wird ganz offenbar das Event des Jahres vorbereitet.

Anders jedoch als 1945 nicht für "alle freien Bürger Hanois", sondern für einen sehr kleinen und sehr erlesenen Kreis. Nur die, die das Glück haben, auf der Gästeliste zu stehen, bekommen die Parade live und aus der Nähe zu sehen: hohe Militärs, ausgewählte ausländische Diplomaten, hohe Militärs, Regierungsmitglieder, noch ein paar hohe Militärs und verdiente Parteigenossen. 



Und natürlich Kinder - im Idealfall die hoher Militärs oder verdienter Parteigenossen. Das liegt vermutlich daran, dass Erwachsene schnell albern aussehen, wenn sie Ballons in den Himmel steigen lassen.

Ich selbst habe einfach großes Glück. Obwohl weder Angehörige des Militärs noch Parteibuchinhaberin, vor allem aber vollkommen ungeeignet, mit einem fotogenen Lächeln Ballons in die Luft steigen zu lassen, nehme ich als eine der wenigen AusländerInnen auf der Tribüne Platz. Und bin ganz nah dran - an den Militärs, aber auch an der Parade.
  
  

Hinter mir das Ho Chi Minh Mausoleum, vor mir die Paradestrecke und im Hintergrund die neu gebaute Nationalversammlung. 






    
Die Lichtverhältnisse sind ungünstig - die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, aber das ist schnell vergessen, als pünktlich auf die Minute die Militärkapellen zu spielen beginnen und danach der erste Redner an das Mikrofon tritt.
 
   
Für vietnamesische Verhältnisse ungewöhnlich kurz, aber voller Pathos sind die Ansprachen und dann geht es endlich los:
  

Die ersten Paradeteilnehmer ziehen an uns vorüber.
   
  
   


Was in den nächsten eineinhalb Stunden folgt, ist ein Rausch der Farben, der Uniformen und des perfekten Gleichschritts.
     



    
   

  


  
   
  
  










 


 

Hin und wieder klicken um mich herum plötzlich wie wild die Handykameras.
   
   
Zum Beispiel als diese Einheit vorbeimarschiert...


 

... oder diese:
  
   
  
Und natürlich auch bei dieser, ...
   


  
... und diesen beiden:


 

Wenn man sieht, mit wie viel Herzblut die Marschierenden bei der Sache sind, wird einem ganz warm ums Herz.
 
Im Anschluss an den rein militärischen Teil der Parade, wird es dann langsam traditioneller ...


... und bunter,...


... beschwingt geradezu ...
  

... und ausgelassen:
 
   
Und schließlich -  ganz am Ende - gibt es noch eine riesige Überraschung!

Junge Männer, als Paradiesvögel verkleidet, schweben auf Rollerblades über die Strecke und führen einen phantasievollen Tanz auf.
  

Das kann nach meiner Ansicht nur eines bedeuten: die vietnamesische Führung will - durch die Blume sozusagen - ...
   

... signalisieren, dass sie zukünftig eine freiere Gesellschaft will und "bunten Vögeln", zukünftiger mit mehr Toleranz begegnen möchte.


Ein krönender Abschluss für diese Veranstaltung. Unerwartet und deswegen um so berührender.

Gerne hätte ich das dem vietnamesischen Präsidenten, den wir dann noch am Ausgang trafen, persönlich gesagt, aber dazu reicht mein Vietnamesisch einfach nicht aus...


Naja, aber vielleicht liest er ja diesen Blog und erfährt so, wie sehr ich mich über diesen Schritt freue...




Dienstag, 22. September 2015

SPRENGSTOFF

Düsseldorf hat die längste Theke der Welt. Die schickste Einkaufsstraße Deutschlands. Und eine wunderbare Rheinpromenade. 

   
Alles gute Gründe, um im Heimaturlaub dort einen Stop einzulegen.

Nicht für uns. 

Wir fahren ausschließlich dorthin, um es mal richtig krachen zu lassen.

Feuchtfröhlich, sozusagen:




  
Und übersehen dabei manchmal, was für Wunder gleich nebenan geschehen.


   
Die Ente hat überlebt.