Seit über einem Jahr sind wir wieder in Berlin.
Hanoi ist ganz weit weg. Und trotzdem immer da.
An kalten Wintermorgenden würde ich mich immer noch am liebsten auf die Vespa schwingen, zur Xuan Dieu fahren und dort auf einem kleinen blauen Hocker am Straßenrand sitzen und mit Stäbchen die Nudeln aus der heißen Pho Bo fischen.
Auch die vielen wunderbaren Kurztrips ans Meer oder "mal schnell nach Thailand" fehlen uns sehr.
Die tierischen Gäste - Kakerlaken in der Küche und Fledermäuse unterm Dach - schon weniger. Aber die Erinnerung an das damit verbundene Grauen (nachzulesen hier) ist längst verblasst.
Was bleibt, ist diese kleine Sehnsucht nach einem Land, das uns bis zu Abreise immer noch sehr fremd - und dennoch Heimat war.
Und dann ist da wie aus dem Nichts diese Mail im Postfach:
Hello Natascha,
Following up the money you gave me at Service Learning Office last year, stating that it should go to Peace Village, I would like to update on the progress.
I finally bought a TV for them as they asked for a bigger one in the common room.
Please see some photos in the attachment.
Thank you very much for your support!
Best Regards,
Bien Thuy Nguyen (Mr.)
Community Service Liaison Officer
Und plötzlich ist Hanoi wieder ganz nah:
Der letzte Schultag vor unserer Abreise, als Luis stolz beim Büro für "Service Learning" klopfte, um einen Umschlag abzugeben.
Darin das Geld, das ich in den Wochen zuvor mit Fotos "verdient" hatte, die ich in der Schule gemacht hatte.
Über den Blog hatte ich die Bilder von Swim Events gepostet, aber wer die Datei haben wollte, musste diesmal zahlen - was viele stolze Eltern freudig taten. Dann waren da noch die Sportlehrer, die Aufnahmen für ihre Bewerbungen brauchten - und natürlich der Abi-Ball im Hotel Interconti...
In kurzer Zeit waren immerhin fast 10.000.000 Vietnamesische Dong zusammengekommen und für die hatte ich mir einen ganz bestimmten Empfänger ausgesucht:
Die Jugendlichen vom Peace Village.
Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen, die in dieser Einrichtung lebten, weil ihre Familien sie nicht betreuen können oder wollen und die im Rahmen eines Schulprojekts regelmäßig in die UNIS Schule kamen, um dort mit Schülern der Highschool Sport zu treiben oder einfach auf den riesigen Grünflächen zu spielen.
Auf einer dieser Rasenflächen war ich der Gruppe ein paar Wochen zuvor zufällig begegnet, als ich vom Schwimmtraining kam und ganz spontan war mit eine Idee gekommen, wie ich das, was mir in den drei Jahren in Hanoi so unendlich viel Freude bereitet hatte - das Fotografieren - endlich zu etwas Sinnvollem nutzen konnte.
Das Ergebnis flimmerte vor mir auf dem Bildschirm.
Mr. Bien hatte einen Fernseher für den Gemeinschaftsraum gekauft - und im Namen von Carlotta und Luis übergeben.
Und so ist mir am Ende unserer Zeit in Vietnam etwas ganz Wunderbares gelungen:
Etwas von dem Glück, das ich beim Fotografieren empfinde, an andere weiterzugeben.
Ein schöneres - und kitschigeres - Ende für diesen Blog hätte ich mir selbst nicht ausdenken können.