Samstag, 15. November 2014

OHREN AUF!

"Augen auf!" Das ist wohl mit Abstand der häufigste Ratschlag, den man als Spaziergänger bekommt, bevor man in Hanoi das Haus verlässt.

Das ist nicht weiter verwunderlich, ist doch der Straßenverkehr tatsächlich immer wieder eine echte Herausforderung. 

Und wenn schon weder die Fahrer der staubigen Lastwagen, noch die Chauffeure der schicken Limousinen einen Blick auf die Fahrbahn werfen - von den Mopedfahrern, die während der Fahrt ständig SMS tippen, mal ganz zu schweigen - kann es nicht schaden, wenn man zumindest als Fußgänger die Augen offenhält.

Ein Tipp, an den man allerdings auch abseits der Straße beherzigen sollte, denn nicht nur dort, sondern auch am Wegesrand gibt es immer was zu  sehen...

    
 

Dass bei den Vietnamesen aber ganz offenbar nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren eine wichtige Rolle spielen, hätte ich mir eigentlich denken können. 

Basiert doch die vietnamesische Sprache im Wesentlichen darauf, dass es gelingt, die bis zu 6 verschiedenen Nuancen auseinanderzuhalten, mit denen ein- und derselbe Buchstabe ausgesprochen wird. Je nachdem, was für ein Akzent, Häkchen oder Punkt bzw. welche Kombination daraus über oder unter dem Buchstaben steht, wird zum Beispiel ein A mal als A oder als A, als A oder eben auch als A ausgesprochen.


Klar, dass ein Westeuropäer da jetzt keinen Unterschied hört -  uns geht es übrigens nach über einem Jahr in Hanoi noch genauso.


Das Entscheidende aber ist: die Vietnamesen hören einen Unterschied. 


Und damit das so bleibt, werden die Ohren entsprechend gründlich sauber gehalten.


Dabei scheut man weder Mühen noch Kosten und nimmt bei Bedarf gerne die Hilfe eines Spezialisten in Anspruch. 

Zum Beispiel die eines der zahllosen "Open-Air-Coiffeure", die in ihren Hairstudios mit extrem reduzierten Design - bestehend aus einem Stuhl und einem an den nächsten Baum gepinnten Spiegel - unter freiem Himmel nicht nur die Haare schneiden, sondern auch die Ohren putzen: 


 Mit Hightech-Equipment, versteht sich...
 
 

Dass man mit so gründlich gereinigten Ohren auch die vietnamesische Musik besser hören kann, die überall aus Lautsprechern, von Fahrrädern oder live Musizierenden ertönt, ist aus Sicht eines Westeuropäers vermutlich eher ein Grund, von einer zu gründlichen Ohrenreinigung abzusehen... 



Und dass in Vietnam angeblich sogar die Wände Ohren haben, ist natürlich auch nur ein Gerücht...






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