Samstag, 11. April 2015

1000 MAL BERÜHRT

Italien 1987. Ich war 16. Es war Sommer.

Mit dem Lateinkurs ging es nach Neapel. Wir waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus verschiedenen Klassen. Was uns einte, war die feste Überzeugung (meist die unserer Eltern), dass zwei Fremdsprachen einfach nicht genug seien. Von da war es nur noch ein kleiner Schritt und die beiden letzten freien Nachmittage in der Woche waren auch noch futsch.

Und in noch etwas waren wir uns nach wenigen Tagen gemeinsamer Reise einig: Es gab in ganz Süditalien vermutlich keine einzige Ausgrabungsstätte, keine einzige Ruine, nicht einen einzigen unter Lavamassen verschütteten und wieder ausgebuddelten Stein, den wir noch nicht gesehen hatten.

Was wiederum nicht an unserem Wissenshunger und Forscherdrang lag, sondern vielmehr der Leidenschaft geschuldet war, mit der uns Herr Kohlhoff - ein längst pensionierter Lateinlehrer und Organisator des jährlichen Trips in den Süden -  von morgens bis abends über das Ausgrabungsgelände von Pompeji und sämtlichen weiteren untergegangenen Stätten scheuchte, die in Reichweite lagen.

Da standen wir nun, vor Mauern und Gräben - wussten um das dramatische Schicksal dieser Orte und seiner Bewohner, sahen den Vesuv in der Ferne noch rauchen (oder bildeten uns das zumindest ein) - aber spätestens an den Absperrbändern und Hinweisschildern endete das Eintauchen in die Vergangenheit.

„NICHT ANFASSEN“ 

stand da in allen Sprachen der Welt, häufig mit drolligen Rechtschreibfehlern, was jedoch der Endgültigkeit des Verbots nichts anhaben konnte.


Ein Zeitsprung. 28 Jahre später. In der Nähe von Siem Reap/Kambodscha.


Drei Tage sind wir dort auf Entdeckungstour. Mit ihm - dem kambodschanischen Pendant zu James Bond:



Was kaum jemanden überraschen dürfte. Wer Reisetipps von Angelina Jolie alias Lara Croft folgt, der hat natürlich auch einen Tuk Tuk-Fahrer mit der Lizenznummer 007.


Mit Bunlays Tuk Tuk düsen wir durch das Umland von Siem Reap und begreifen zum ersten Mal, dass es mit dem berühmten Angkor Wat nicht getan ist - sondern dass es da noch viel mehr zu sehen gibt.


Angkor - das sind nicht nur die Reste einer riesigen Tempelanlage - das sind die Ruinen eines ganzen Königreichs. 




Eines, das uns nun zu Füßen liegt und das es zu Erkunden gilt.




Drei Tage lang sehen wir keine Absperrbänder, keine Wachleute, keine Schilder. 

Kultur zum Anfassen - so könnte man das wohl nennen. Und zum Draufklettern.


 
  



Kein Wunder, dass auch Lotta und Luis gar nicht genug von den Ausflügen bekommen und wir sie nur mit einem Verweis auf den tollen Pool im Hotel und die riesigen Eisportionen, die es dort gibt, wieder zurück ins Hotel locken können.

 

Sonntag, 1. März 2015

AUF DEN SPUREN VON LARA CROFT

Mit Reiseempfehlungen ist das immer so eine Sache. Auf die Bewertungen der großen Portale gebe ich nicht viel. Menschen, die offenbar die Hälfte ihrer Urlaubszeit damit verbringen, ellenlange Aufsätze über ihre Unterkünfte zu schreiben und dabei ausführlich darlegen, dass es am Ende einen Stern Abzug gab, weil sich die Farbe der Seife mit der der Badezimmerkacheln biss, sind mir suspekt.

Klassische Reiseführer wie der Loneley Planet haben hin und wieder noch echte Geheimtipps parat, das aber auch nur, wenn zwischen Erscheinungsdatum der Neuauflage des Reiseführers und Reiseantritt maximal einige Tage liegen. Ansonsten ist der ehemalige Geheimtipp schnell total überfüllt oder - er hat sich „vervielfacht“: In Vietnam ist es durchaus üblich, dass weniger schöne Hotels sich nach Erscheinen eines Reiseführers umbenennen und plötzlich den gleichen Namen führen wie ein dort genannter erfolgreicher Nachbarbetrieb. Nichtsahnende Touristen, stellen häufig erst zu spät fest, dass sie gar nicht im vielgepriesenen Top-Hotel, sondern in einem abgeranzten Namensvetter gelandet sind, der lediglich auf den „Loneley Planet - Geheimtipp - Zug" aufgesprungen ist.

Persönliche Reisetipps sind da schon besser. Wobei wir auch hier feststellen mussten, dass Empfehlungen von allein reisenden männlichen Kollegen mit Vorsicht zu genießen sind, zumindest wenn das Reiseziel Phuket in Thailand heißt.

Idealerweise holt man sich Rat bei Menschen, mit denen man viel gemeinsam hat und die daher an Urlaube ähnliche Erwartungen haben wie man selbst.
In unserem Fall wäre das eine hochmobile, multinationale Familie mit gelegentlichem Hang zum Drama, deren Kinder ständigem Blitzlichgewitter ausgesetzt sind...
 
Womit wir bei Angelina Jolie wären.

Die hatte uns schon in Berlin begeistert von den Dreharbeiten zu Tomb Raider in Angkor Wat vorgeschwärmt und so steht unser nächstes Reiseziel endlich fest:
Kambodscha - wir kommen!

Mittwoch, 21. Januar 2015

WENN EIN SACK REIS UMFÄLLT...

"Was kümmert es mich, wenn in China ein Sack Reis umfällt?!"

Eine deutsche Redensart, die man unzählige Male gehört und nie hinterfragt hat. Bis man sie dann einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet, zum Beispiel der vietnamesischen.

Wenn in Vietnam ein Sack Reis umfällt, dann ist das eine riesige Katastrophe.

Zumindest für den Reisbauern, dem der Sack gehört.

Ein Rechenbeispiel:

Der vietnamesische Bauer Nguyen besitzt ein eigenes Feld. Darauf baut er Reis an.




Da sein Geld für einen eigenen Wasserbüffel nicht reicht, leiht er sich hin und wieder den seines Nachbarn. Den Büffel braucht er, um den kleinen Erdwall, der sein Feld am Rand umgibt und schützt, festzutrampeln. 




Dass er als Gegenleistung dem Nachbarn - sozusagen nach Feierabend - auf dessen Feld hilft, versteht sich von selbst.



Um das Potential seines kleinen Ackers optimal zu nutzen und seinen Reis vor allem Unbill zu schützen, ist Bauer Nguyen an allen 365 Tagen des Jahres auf dem Feld. Sei es, um Reis zu säen, zu ernten, zu wässern oder die gefährlichen Schneckeneier vom wachsenden Reis zu lösen.



Wenn kein Taifun oder die Erderwärmung mit ihrem steigenden Meeresspiegel dazwischenkommt, dann hat Bauer Nguyen nach einem Jahr ein paar Säcke unter dem Dachboden stehen.

Die reichen gerade mal so, um ihn und seine Familie bis zur nächsten Ernte satt zu machen. 

Was übrig bleibt, wird eingetauscht - mal gegen ein Huhn, eine Ente, ein paar Eier oder Obst.


Immer vorausgesetzt, dass von der knapp bemessenen Menge nichts daneben geht. Zum Beispiel, weil ein Sack umfällt.

Würde Bauer Nguyen den Reis nicht selber essen, sondern verkaufen, bekäme er für die gesamte Menge, die er auf seinem kleinen Feld erntet, ungefähr 200 US $. 
Insgesamt. Nicht pro Sack.

Von dieser Summe könnte Bauer Nguyen mit seiner Familie auch bei sparsamster Haushaltsführung höchstens einige Monate leben.

Und so ist er also vielleicht nicht auf jedes Korn, aber auf jeden einzelnen Sack seiner Ernte angewiesen.


Einfach ist das Leben auf dem Lande in Vietnam nicht wirklich. Dafür aber sehr einfach.

Donnerstag, 15. Januar 2015

WAHLVERWANDTSCHAFTEN

Unsere Tochter Lotta ist schreibfaul. Ganz die Mutter. Leider.

Im November letzten Jahres hat sie sich - zumindest vorübergehend - von dieser genetischen Erblast befreit und an einem einzigen Wochenende gleich neun Briefe geschrieben.

An ihre Großeltern, die beste Freundin, ihre alte Schulklasse in Berlin, an ihr Lieblingsnachbarskind, ihre Lieblingsnachbarn und deren Hund und an drei Großtanten, die sie aus den Sommerferien in guter Erinnerung hatte.

Briefe schreiben ist nicht schwer, die Post nach Deutschland zu bringen dagegen sehr. 

Zumindest wenn man in Hanoi wohnt und die örtliche Post zu wenig vertrauenswürdig für solch kostbare Fracht ist. Der diplomatische Kurierweg scheidet auch aus: mit dem dürfen nur kleine Umschläge verschickt werden. 

Lottas Briefe aber sind allesamt auf bunten Karton geschrieben und ich muss ihr versprechen, die bunten Bögen bloß nicht zu knicken!
Da scheint es wie eine glückliche Fügung, dass eine offizielle Delegation aus Deutschland nach Hanoi kommt und einer der Reisenden sich bereit erklärt, als Postbote zu dienen. Einziges Problem: Wir haben nicht mehr genügend Briefmarken. Also werden alle neun Briefe in Umschläge gesteckt, diese nach kurzer Adressenrecherche im Internet flugs beschriftet und in einen Sammelumschlag gesteckt und dieser dann mit der Bitte, ihn von Berlin sofort an die Großeltern im Taunus zu schicken, dem amtlichen Briefträger mitgegeben.

Dann beginnt das große Warten. Beinahe täglich fragt Lotta, ob denn ihre Post schon angekommen sei und ob die Adressaten ihr nun auch alle zurückschreiben würden.

Woche um Woche vergeht, nichts geschieht -  und so fahren wir erstmal in die Weihnachtsferien.

Zurück in Hanoi bringt Felix dann aus der Botschaft einen ganze Ladung Päckchen und Briefe mit.

Jede Menge hübscher Geschenke, dazu ein Lebkuchenherz vom Bonner Weihnachtsmarkt von den lieben Becks, in alter Tradition ein echt Pankower Stollen von den Schmallis und - GANZ VIEL Post für Lotta.

Deren Augen leuchten, als sie ein Päckchen nach dem anderen auspackt und begeistert die begleitenden Zeilen liest.

Zuletzt öffnet sie ein Paket aus Bielefeld.

Selbstgebackene Plätzchen, ein hübscher Baumschmuck aus Holz und ein Brief auf kunterbuntem Regenbogenpapier. 

"Von Tante Ursel!" ruft Lotta und beginnt sogleich, die zwei Seiten vorzulesen. 

"Liebe Carlotta!" steht da. 



Tante Ursel schreibt, dass Lottas Brief eine Nikolausüberraschung war.... Und ergänzt dann: "Ich überlegte, wer ist denn diese Carlotta?"

Felix und ich schauen uns verblüfft an. "Ist der gar nicht von Tante Ursel...?", fragt Felix leise und ich werfe vorsichtig einen Blick auf die Rückseite des Briefes. 

Doch! "Deine Tante Ursel aus Bielefeld" steht da.

"Nee, der ist von ihr," beruhige ich Felix, ergänze aber etwas verwirrt: "Obwohl - ihre Handschrift ist das nicht."

"Na, dann hat sie vielleicht jemanden gebeten, für sie zu schreiben", findet Felix sogleich eine Erklärung für die ungewohnte Schrift. "Sie hatte doch diese Augenoperation."

Lotta liest weiter. In den folgenden Zeilen schreibt "Tante Ursel", dass sie sich über Lottas Brief sehr gefreut hat, sich aber seit Erhalt des Schreibens fragt, welche Carlotta ihr denn da geschrieben habe. Sie habe nämlich gar keine Nichte, die so heißt.

Sorgfältig zählt sie die Namen ihrer Kinder und Enkelkinder auf - keine Carlotta.

Dann schildert sie ihre Überlegungen, wen Berlin-Mitte sie wohl kennen könnte -  weil als Absender ja die Adresse der Kurierstelle des Auswärtigen Amtes angegeben ist - Fehlanzeige!

Auch dem Adresszusatz "Bo Hanoi" (steht für Botschaft Hanoi) sei sie nachgegangen und erklärt dann, dass sie zwar einen Verwandten habe, der Stadtrundfahrten in Hamburg organisiere, und dass der auch schon mal in Vietnam war, aber nicht in den letzten Monaten. Außerdem hätte der wohl kaum mit Carlotta unterschrieben.

Und zuletzt hat sie auch noch den Poststempel unter die Lupe genommen. Dass auf dem aber "Wiesbaden" steht (weil ja meine Eltern die einzelnen Sendungen weitergeschickt hatten), lässt die Verwirrung nur noch größer werden.

Und so bleibe es - schreibt sie - allem Nachdenken und trotz umfangreichster Recherchen ein großes Rätsel, welche Carlotta ihr denn da eigentlich geschrieben habe.

"Wie dem aber auch sei..." - so endet der Brief - "...auf jeden Fall sende Tante Ursel nun herzlichste Grüße aus Bielefeld".

Als Carlotta zu Ende gelesen hat, schaut sie uns fragend an. Und wir schauen verwirrt zurück.

Da greift Felix nach dem Karton, in dem Brief, Holzschmuck und Brief verpackt waren.

 "Mensch!" ruft er. "Das ist zwar der Name, aber das ist doch überhaupt nicht die Adresse von meiner Tante Ursel! Wer hat denn an DIE Adresse geschrieben?"

"Die habe ich im Internet gefunden..." gestehe ich kleinlaut.

Danach schauen wir uns den Brief, die  Plätzchen und die Holzdekoration noch einmal genauer an und denken alle drei das Gleiche:

Da hat offenbar eine ganz andere Ursula S. aus Bielefeld den Brief bekommen. Nicht Felix' Tante, die eigentlich gemeint war, sondern eine Namensvettern aus der gleichen Stadt. Eine, die gar keine Nichte namens Carlotta hat. Und schon gar keine, die in Hanoi lebt. Kein Wunder, dass all ihre Überlegungen und Recherchen im Sande verliefen...

Darauf hätten es die meisten Menschen beruhen lassen.

Nicht so diese "Tante Ursel". Sie griff zu Füller und Briefpapier, schrieb einen langen Brief an das unbekannte Mädchen Carlotta, das ihr von einem Wasserpuppentheater und ihrer tollen Schule berichtet hatte, packte ein paar leckere selbst gebackene Plätzchen und einen hübschen Weihnachtsschmuck dazu und schickte alles an diese mysteriöse Adresse "Bo Hanoi in Berlin Mitte".

Und dieser Brief, diese Kekse und die Laubsägearbeit, bescheren uns nun, einen wunderbar komischen aber vor allem auch (an)rührenden Moment im Nachgang zum Weihnachtsfest.

Man kann sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen.

Aber WENN man es könnte, dann würden wir diese "falsche" Tante herzlich gerne in unserer Familie haben!


Dienstag, 23. Dezember 2014

OH TANNENBAUM

Endlich. Wir haben einen. Weihnachtsbaum.

Leider ist die Auswahl in Hanoi sehr bescheiden und die Preise sind exorbitant hoch. 

Wir haben uns daher in diesem Jahr nach einigem hin und her für ein „alternatives Modell“ entschieden:

Kein Baumfällen. Keine Transportkosten (zumindest für den Baum). 

Kein Lametta, keine Kugeln. Ganz schlicht.


Phi Phi Island/Thailand

Richtig. Auch keine Geschenke. Wären sowieso nass geworden... 



Sonntag, 21. Dezember 2014

FRÜHKINDLICHE KUNSTERZIEHUNG...

Über Kunst lernt man am besten etwas von jemandem, der welche macht.

Deswegen haben wir neulich mit den Kindern einen der ganz großen jungen Künstler Vietnams zuhause besucht:



Ngo Van Sac.



Natürlich hatten die Kinder jede Menge Fragen:


Wo arbeitet ein Künstler?

In seinem Atelier.




Muss der selbst aufräumen oder macht das (bei dem auch) die Mama?

Das muss er selber machen. Wenn er viele Kunstwerke verkauft, kann er aber jemanden dafür einstellen.




Muss ein Künstler sich für eine Kunst entscheiden? Oder kann er mal malen und mal ganz andere Sachen machen? Oder sogar seine eigene Kunst erfinden?

Er darf alles machen. Töpfern und malen und wenn er möchte, auch seine eigene Kunst erfinden. 



    

Hat der Sac eine eigene Kunst erfunden?

Ja. Dem Sac war auf die Dauer zu langweilig, immer nur die Kunst zu machen, die schon alle vor ihm gemacht haben.
Deswegen hat er so lange geübt, bis er mit Feuer malen konnte.




Und wie macht er das?

So.






   


Und gefällt das den Leuten?

Ja. Mama und Papa und ihre Freunde finden Sacs Bilder toll. Besonders die hier:










   
Und was macht der Sac mit den Bildern, die er nicht schön genug findet?
Die lässt er vernichten. Da kennt er nix.







Und ist der Sac auch ein guter Kunstlehrer für Kinder?

JA. Der Beste. Der mag Kinder nämlich total gerne.




Besonders, wenn sie so kunstinteressiert sind wie Lotta und Luis.

Dann holt er sogar eine Riesenpackung Ton aus seinem Lager und formt mir ihnen tolle Sachen.



    

     



Und wenn man noch mehr Bilder von Sac sehen will? Oder sogar kaufen möchte, weil sie so toll sind?
Dann geht man in eine Galerie in Hanoi oder Saigon oder Singapur oder Hongkong.
Oder man wird Sacs Freund auf Facebook. So hat das mit Mama und Papa und Sac nämlich auch angefangen...


Freitag, 19. Dezember 2014

FRAU NGUYEN UND DAS GLÜCK

Das ist Frau Nguyen. 


Frau Nguyen ist Bäuerin.

Ein ganzes Reisfeld gehört ihr und dank einiger glücklicher Fügungen, die Frau Nguyens Leben dann noch noch irgendwann nahm, ist sie mittlerweile zudem Besitzerin einer täglich Eier legenden Hühnerschar, einiger kamerascheuer,




aber nichtsdestotrotz sehr fotogener Schweinchen




und zweier Wasserbüffel.


Außerdem besitzt sie ein großzügiges Einraumappartment im Grünen.




Mit Fahrradstellplatz (im Wohnzimmer).



Separater Kochnische.



Und Freiluftbad.





In Deutschland würde man Frau Nguyen eine „gemachte Frau nennen“.

Eine, die es trotz vieler Widrigkeiten im Leben zu etwas gebracht hat.

Dass es einmal so kommen würde, war nicht vorauszusehen.

Frau Ngyuen ist Ende 50 und verwitwet.

Offen gestanden, war Frau Nguyen bevor sie Witwe wurde, nur selten so fröhlich.

Das hat wohl etwas mit ihrem verstorbenem Mann und dessen Verhältnis zu häuslicher Gewalt zu tun.

Frau Nguyen heiratete jung. Ihrem Mann rutschte häufiger mal die Hand aus und dass Frau Nguyens Haarschopf auf dem Kopf etwas licht ist, hat weniger mit den falschen Pflegeprodukten als vielmehr mit dem Alkoholproblem ihres Mannes und den damit einhergehenden Gewaltausbrüchen zu tun.

Frau Nguyen bekam zwei Söhne. Beide kamen auf die schiefe Bahn. Der jüngere landete wegen irgendwelcher angeblicher Drogengeschichten im Gefängnis und verstarb jung an Krankheiten, die er sich dort oder schon früher zugezogen hatte. Beim älteren war es die Fahrbahn, auf der er in Schieflage geriet - er starb bei einem Motorradunfall.

Zum Glück für Frau Nguyen hatte sie eine Schwiegertochter und eine kleine Enkelin.
Die junge Witwe fand nach einigen Jahren einen neuen Mann und der erwies sich auch für Frau Nguyen als echter Glücksfall.

Der neue Mann dankte Frau Nguyen ihre Großzügigkeit, ihn in die verbliebene Frauen-WG aufzunehmen, indem er ihr ermöglichte, nach und nach die Tiere zu kaufen, die nun den Grundstock für ihren Wohlstand bilden.

Am anderen Ende des Grundstücks hat er für sich und seine kleine Familie ein Haus gebaut. Man lebt in guter Nachbarschaft.

Wenn man Frau Nguyen jetzt fragt, wie es ihr geht, dann antwortet sie, sie sei eine glückliche Frau.



Dienstag, 9. Dezember 2014

KINDERARBEIT

Nicht wirklich überraschend, dass in unserer Familie nicht nur der 9. Dezember (da hat Oma Christa Geburtstag), sondern auch der 10. Dezember ein ganz besonderer Tag ist:


Der Tag der Menschenrechte.

Das ist ein weites Feld. Bekanntlich gelten diese Rechte ja für alle Menschen. Auch für die kleinen.

Welche Rechte unseren Kindern besonders am Herzen liegen, haben sie aufgeschrieben:


    
 
   
Natürlich führte das zu einigen Diskussionen am Frühstückstisch. Schließlich konnten wir uns aber darauf verständigen

Hausaufgaben fallen NICHT in die Rubrik Kinderarbeit. 

Hinsichtlich der Frage, ob gleiches auch für das Aufräumen des Kinderzimmers gilt, konnte leider keine Einigung erzielt werden.