Mittwoch, 21. August 2013

DIPLOMATENKINDER

Nachdem Felix von den ersten Tagen im Büro nur Gutes zu berichten hatte, wollte natürlich auch der Rest der Familie endlich mal die „Fünf Villen im Park“ sehen. Da kam uns die Einladung einer sehr lieben Kollegin zur „Poolparty im Botschaftsgarten“ gerade recht. Anja hatte alle Kollegen zu einer Abschieds-Grillparty eingeladen und - da kinderlieb - ausdrücklich die Familien mit eingeschlossen.

Ueberzeugt davon, dass ein solcher gesellschaftlicher Auftritt dank unserer ambitionierten erzieherischen Bemuehungen der letzten Jahre weder fuer Lotta noch fuer Luis ein Problem darstellen wuerden, machte sich also an einem schoenen Freitagabend die ganze Familie auf den Weg ins Stadtzentrum. Lotta in einem schoenen blauen Kleid, huebsch frisiert – ganz Dame eben....

Kurzer Spaziergang ueber den Le-Nin-Platz (leicht zu erkennen an einer riesigen Statue desselben - Lenin), auf dem sich halb Hanoi zu tummeln schien, und im Botschaftsgarten dann eine Riesenueberraschung: Thueringer Bratwuerste und Schwenksteaks!
Und natuerlich ein Pool.




Die erste Viertelstunde verbrachten wir damit, im Schnelldurchgang die neuen Kollegen und Kolleginnen samt Familien kennenzulernen, die zweite, uns von der hervorragenden Qualitaet der Bratwurste, der Schwenksteaks und des vietnamesischen Biers zu ueberzeugen und die dritte damit, Lotta abzutrocknen.


Es ist uns immer noch unbegreiflich, wie sie in den Pool stuerzen konnte, obwohl sie doch „gar kein bisschen schnell gerannt“ und „ueberhaupt nicht nahe am Becken gelaufen“ war, aber irgendwie war sie eben doch – samt Kleidchen -  ins Wasser gefallen.
Natuerlich ohne Schuhe. Unseren elterlichen Hinweis, dass man sich vor dem Baden die Schuhe auszieht, hatte sie sich gluecklicherweise zu Herzen genommen.

Weiteres - groesseres - Unglueck war gluecklicherweise im letzten Moment vermieden worden:

Als ich den lauten Wasserplatscher hoerte, hatte ich zunaechst befuerchtet, LUIS sei ins Wasser gefallen und daher Felix – liebevoll und energisch zugleich - aufgefordert, "SOFORT HINTERHERZUSPRINGEN!!!!"
 
Schon fast in der Luft, hatte Felix dann gemerkt, dass es Lotta gewesen war, die ja schon schwimmen kann (auch  mit blauem Sommerkleid) und es im letzten Moment noch geschafft, seinen Sprung ins Wasser zu stoppen.

Schade eigentlich...

Der Rest des Abends verlief entspannt. Lotta wurde von Anna und Moritz, zwei offensichtlich fuer solche Ereignisse besser ausgestattete und sehr hilfsbereite Kollegenkinder – grosszuegig mit einem (Winnie Puh-Handtuch-)  Rock und einem Fussballtrikot ausgestattet.
An das Verbot, sich dem Pool an diesem Abend noch einmal zu naehern, hielt sich Lotta dann auch - geschlagene 10 Minuten. 
Und als Petra (die Sympathietraegerin vom Flughafen), ihr dann auch noch sagte: „Lotti, Du bist ja so mutig! All die Erwachsenen hier schwitzen und waeren auch soooo gerne in den Pool gesprungen! Die beneiden Dich nun ganz doll!“  -  da war der Abend fuer alle gerettet...


ALLTAG

Nach einem Tag Schonzeit musste Felix dann auch schon ins Büro, meine enthusiastischen Bemühungen, Lotta und Luis zu ermuntern, im Rahmen klitzekleiner Ausflüge unsere neue Umgebung zu erkunden, scheiterten an einem „Teenager-reifen“ Aufstand und vehementen Protesten.





So verging die erste Woche für den nicht berufstätigen Teil der Familie relativ beschaulich zwischen dem tollen Frühstücksbüffet, das das Sedona offeriert, dem (Thermo-)Pool und dem hoteleigenen Minisupermarkt, der alle Zutaten bietet, die man für Spaghetti Bolognese braucht. Und auf sehr viel anderes hatten zumindest Lotta und Luis auch keinen Appetit…

Trotz des eingeschränkten Radius, in dem wir uns bewegten, erweiterten wir dennoch sehr erfolgreich unser soziales Umfeld. Gleich am zweiten Morgen stand eine nette Frau namens Annelie mit ihrem ebenso netten Sohn namens Adam an unserem Frühstückstisch und stellte sich als „ebenfalls gerade angekommen, ebenfalls aus Berlin, ebenfalls im Sedona und dann in Tay Ho wohnend, ebenfalls UNIS-School Mutter bzw Schüler und ebenfalls fröhlich und kontaktfreudig vor“. So was nennt man dann wohl „perfect match“.

Während Annelie mir zeigte, wo in Tay Ho die 27 wichtigsten vietnamesischen Minisupermärkte, deutschen Metzger und französischen Kaffeehäuser sind, zeigte Adam seinen neuen Freunden Lotta und Luis, wo man im Sedona die Fernbedienung für die WII und Tischtennisschläger ausleihen kann.

Als sich dann auch noch herausstellte, dass zu Annelie und Adam Ehemann bzw. Vater Christian gehört und dieser abends nach Feierabend gerne ein Bierchen trinkt, hatten wir endlich auch für Felix einen perfekten Spielgefährten für den Pool gefunden!

HOME SWEET HOME

Ein weiterer unschlagbarer Vorteil unseres vorläufigen Domizils: es liegt im gleichen Stadtteil, wie das Haus, das Felix und ich Anfang Juni auf der berühmten „WBR“ (fuer alle ausser Meike: das heisst WohnungsBesichtigungsReise") für uns gefunden hatten.

Der großen Hitze zum Trotz machten wir uns noch am Ankunftstag auf dem Weg zur Adresse To Ngoc Van, Lane soundso, Hausnummer soundso und erhaschten durch den Zaun einen Blick ins Haus: leer! Uns fiel ein Stein vom Herzen, denn so richtig hatten wir auf die Absprache mit der Vermieterin - nur zwei Stunden vor unserem Rückflug nach Berlin getroffen - nicht vertrauen wollen. Umso schöner das Gefühl, das alles gut gegangen und die Vormieter tatsächlich ausgezogen waren.


Zu allem Glück war dann auch noch die bisherige Maid im Haus und ließ uns ein, so dass wir den Kindern das Haus gleich auch von innen zeigen und schon einmal mit der Zimmeraufteilung beginnen konnten: Lotta wählte das kleine Zimmer mit schönem Gartenblick, das sogenannte „Bananenzimmer“, weil sie vom Balkon aus fast den davor stehenden Bananenbaum berühren kann. (ich weiß, es heißt Staude…).

Luis bekommt als kleinster natürlich das größte Zimmer – irgendwie muss das ja ausgeglichen werden -  und so hat er wirklich jede Menge Platz zum Spielen.

Oben gibt es dann noch ein Legozimmer, dort dürfen alle spielen, die den Löwenkampfwagen von Lego Chima mit verbundenen Augen in weniger als 17 Minuten zusammenbauen können – bisher also nur Luis.

Und dann gibt es in dem neuen Haus auch noch: eine Küche (mit neuem Kühlschrank, der sogar einen Eiswürfelspender hat! - Eltern, die das hier lesen, wissen um die immense Bedeutung von Eiswuerfeln fuer ihre Kinder, in so ziemlich allen Lebenslagen), ein Ess –/Wohnzimmer mit antik anmutenden Ventilatoren an der Decke, ein klitzekleines Schlafzimmer für die Eltern und ein Gästezimmer für all die lieben Menschen, die uns hier hoffentlich besuchen kommen, dazu eine Waschküche und eine Garage und einen Dachboden, auf dem man Fernsehschauen und – fast noch wichtiger! - Fotos bearbeiten kann.


Das tollste aber ist: der Garten* (finden Lotta und Luis) bzw. die kleine Dachterrasse (finden Felix und ich).







*Glaubt man den vielen ortskundigen Leuten, mit denen wir hier gesprochen haben, handelt es sich uebrigens um den "einzigen" Garten in ganz Hanoi :-)

Dienstag, 20. August 2013

ERSTE UNTERKUNFT

Das „Sedona“ befindet sich am riesigen West Lake von Hanoi und ist ein Appartmenthotel, in dem wir wohnen werden, bis unser Umzug angekommen ist.








Unsere Wohnung ist überschaubar groß, aber nett ausgestattet mit allem, was man in den ersten Wochen so braucht - vor allem einer hervorragend funktionierenden Klimaanlage. Absolut unschlagbar ist diese Unterkunft jedoch wegen des großen Pools, von dem Felix behauptet hatte, er würde sogar „gekühlt“… Das wollten wir natürlich sofort ausprobieren und wurden  „bitter enttäuscht“: das Schwimmbecken hat wegen der hohen Außentemperaturen und der starken Sonneneinstrahlung ungefähr die Wassertemperatur, die man in Berlin für ein winterliches Erkältungsbad wählen würde.


Mittlerweile haben wir viele Stunden in diesem Pool verbracht -  ich könnte allerdings noch immer nicht sagen, worin der eigentliche Abkühlungseffekt eines Bades besteht – darin, dass das Wasser vielleicht doch ein bis zwei Grad kühler ist als die Luft, oder darin, dass man froh ist, wenn man aus dem Becken rauskommt, weil hin und wieder ein ganz leichter Luftzug für ein kleines bisschen Gänsehaut sorgt…


So oder so: die Kinder haben einen Riesenspaß im Pool und Luis tobt mittlerweile ohne Schwimmflügel auch im tiefen Wasser, weil er bewiesen hat, dass er es immer wieder schafft, alleine an die Oberfläche zu kommen. Dabei verweigert er sich auch weiterhin all unseren Bemühungen, ihm eine der klassischen Schwimmarten beizubringen, sondern besteht darauf, sich mit seinem eigenen, sehr individuellen Schwimmstil fortzubewegen, aber das kennen wir ja schon von Lotta…



ANKUNFT



 Und auch die Ankunft in Hanoi werden wir so schnell nicht vergessen: jeder, der schon einmal in einer windstillen Flughafenhalle bei 40 Grad mit gefühlten 100 % Luftfeuchtigkeit geschlagene eineinhalb Stunden am Gepäckband auf seine acht Koffer gewartet hat, wird das nachempfinden können.

Das fröhliche Winken unserer Kollegin Petra, die extra den weiten Weg zum Flughafen hinaus gekommen war, um uns zu begrüßen, und die gleich hinter der Passkontrolle auf uns wartete, war da mehr als tröstlich.

Es zeigte sich einmal mehr, dass Luis jeder Situation das Beste abzugewinnen weiß: innerhalb von zwei Minuten hatte er mit Petra Freundschaft geschlossen und ließ sich von ihr durch die Gepäckhalle tragen und dabei genußvoll den Rücken kraulen.

Und auch Lotta zeigte ihre enorme Anpassungsfähigkeit: ohne langes "Herumtun" legte sie sich - den Vietnamesen gleich - einfach neben das Gepäckband auf den Boden und machte ein Nickerchen, um die Wartezeit möglichst effizient für ihre Genesung zu nutzen.

Irgendwann ging dann alles ganz schnell: unsere acht Koffer purzelten einer nach dem anderen vom Gepäckband, wurden flugs in den Botschaftsminibus geladen und schon ging es los - Richtung Tay Ho, wo sich unser Hotel, das Sedona Suites, befindet.
  

ANREISE

Das Abenteuer Vietnam begann Ende Juli.  Einen Monat zuvor hatten wir Berlin verlassen, unvergessen das tolle Abschiedsfest mit all den lieben Freunden, Schulkameraden, Kollegen und Nachbarn, ein wenig vergessen der grosse Abschiedsschmerz, der damit einhergegangen war.
Nach drei Wochen Urlaub in Italien  und einer Woche Schrebergarten im Taunus fuehlten wir uns gestaerkt genug, um uns auf den Weg zu machen und so ging es schliesslich am 30. Juli am Flughafen Frankfurt los.

Den Flug Frankfurt - Bangkok verbrachten wir sehr komfortabel, vor allem jedoch zum Glueck ohne größere Turbulenzen im Airbus 380, mit gemütlichen Schlafsesseln, den reizenden Stewardessen von Thai Airways und einem höchst umfangreichen Bordprogramm für Groß und Klein – mit dem Ergebnis, dass Lotta während der 12 Stunden kaum schlief, weil es ja soooo viele tolle Filme zu sehen gab...

Der kurze Aufenthalt in Bangkok reichte gerade so aus, um den riesigen Flughafen von einem äußersten Ende (an dem wir ankamen) bis zum anderen äußersten Ende (an dem wir weiterflogen) im Sprint zu durchqueren – eine gute Übung für jeden, der beabsichtigt, demnächst mal an einem Marathon in den Tropen teilzunehmen.


Der Weiterflug nach Hanoi wird uns vor allem wegen des extrem freundlichen und hilfsbereiten Stewards in Erinnerung bleiben, der sich so überaus zuvorkommend und besorgt um die sich während des Starts übergebende Lotta kümmerte.




Montag, 19. August 2013

HANOI

"Hanoi muss man fuehlen und hoeren und irgendwann, wenn man mutiger geworden ist, sicher auch mal schmecken. Aber auf Fotos eingefangen kriegt man diese Stadt nicht. Das steht schon mal fest."
(ich selbst, 3 Tage nach Ankunft)