Mittwoch, 12. August 2015

FLASHMOB

Felix und ich laufen mit den Kindern durch die Krakauer Altstadt, als ich zu unserer Linken einen kleinen Park entdecke. 
Genauer genommen ist es eigentlich nur ein etwas größerer, aber schön bepflanzter Garten. Ein Schild weist darauf hin,  dass es sich bei dem Gebäude darin um eine Synagoge handelt, die nach dem zweiten Weltkrieg und der Zerstörung der alten Synagoge im ehemaligen Speicher eines Kaufmannshauses eingerichtet worden war.

Nach kurzer - sehr energischer - Überzeugungsarbeit "schiebe" ich den Rest der Familie vor mir her durch den kleinen Garten Richtung Eingang.

Dort steht ein kleiner Tresen. Auf ihm liegen Kippas und daneben in einer kleinen Schale Haarklemmen, mit denen man die Käppis in den Haaren befestigen kann.

Etwas zögerlich greifen Felix und Luis zu und befestigen die ungewohnte Kopfbedeckung. Dann betreten wir den Gebetsraum.

Er ist schlicht. Auf eine schöne Art. 






Durch die Fenster fällt das Licht der Nachmittagssonne. 



Luis, der gelernt hat, dass Gotteshäuser Orte sind, an denen man nicht nur Sorgen, sondern auch Wünsche (z.B. die nächste Weihnachtswunschliste) loswerden kann, beginnt sofort zu beten.



Außer uns sind noch zwei ältere Ehepaare da. Und ein paar junge Frauen, die ziemlich "altbacken" gekleidet sind. Wadenlange Röcke. Blickdichte Strumpfhosen. Großgemusterte Blusen und bunte Strickwestchen...




Eine der jungen Frauen hat einen kleinen Jungen dabei. Immer wieder entwischt er ihr und läuft auf seinen kurzen Beinchen durch den Raum. Bis sie ihn wieder eingefangen hat.






Etwas staunend - und beschämend unwissend - betrachten auch wir die ausgestellten Devotionalien.






Vor allem aber genießen wir die Atmosphäre, die dieser Raum ausstrahlt. So feierlich. Und so viel Ruhe.

Deshalb denken wir auch zunächst, wir spinnen, als plötzlich eine glockenhelle, wunderschöne Stimme erklingt. Dann stimmen andere, nicht minder schöne Stimmen in den Gesang ein.

Halb überrascht, halb ungläubig schauen wir uns an.




Die jungen Frauen, die eben noch durch den Gebetsraum schlenderten, haben einen "Flashmob" gestartet!

Hier - mitten in dieser kleinen, versteckten Synagoge.




Und wir haben das unglaubliche Glück, diesen zauberhaften Moment mitzuerleben.

Nach drei Liedern ist es vorbei. Die jungen Frauen lächeln einander an. Dann verlassen sie die Synagoge.




Wenig später treten wir wieder in den kleinen Park hinaus.

Auch mit einem Lächeln auf den Lippen.







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