Donnerstag, 31. März 2016

EIN UNGEBETENER GAST

Fotoworkshop Tag 3.

Irgendwo südlich von Hue in einem kleinen Dorf am Meer.

Die Aufgabe des Tages:

"Go out. Open your eyes. Be back in two hours. And tell your story. 1-5 pictures. Not more."

Etwas ratlos mache ich mich auf den Weg. So "auf Kommando". Und dann gleich eine ganze Geschichte. Das ist nicht wirklich meins.

Ziellos laufe ich durch die engen Gassen. So früh am Morgen ist noch nicht viel los.

Und dann sehe ich IHN:



Jung. Charmant. Gutaussehend. Ganz offensichtlich auf dem Weg zu einer Hochzeit.

Einziger Wermutstropfen: Er spricht kein Englisch. Und ohne die Frage der Rückkehr zum Dorf klären zu können, schrecke ich davor zurück, mich einfach hinter ihn auf das Motorrad zu schwingen, um Bilder vom Fest zu machen.


Wäre ja auch zu schön gewesen. Ich verabschiede mich freundlich und ziehe weiter.

Nach wenigen Metern entdecke ich diese kleine Prozession:



Ich schließe mich unauffällig an und folge dem kleinen Trupp, doch schon nach wenigen Minuten hat dieser sein Ziel erreicht:



Das Haus der Braut, wie mir jemand erklärt. Die wird heute vom Bräutigam samt Familie in ihrem Elternhaus abgeholt.




Ich schöpfe Hoffnung: Finde ich hier meine Geschichte?

Höflich frage ich, ob ich wohl mitkommen könnte und ein verlegenes, zugleich überraschtes Lächeln erscheint auf den Gesichtern. "Herzlich gerne", erhalte ich schließlich zur Antwort und unter den erstaunten Blicken der bereits anwesenden Brautfamilie betrete ich den kleinen Hof des Hauses.

Hier werden zunächst die mitgebrachten kleinen Präsente an den Brautvater übergeben.



Offenbar hat der junge Bräutigam alles richtig gemacht. Er und seine Familie werden hereingebeten. Und ich gehöre wie selbstverständlich dazu. Ob ich als Zufallsbekanntschaft von der Straße oder entfernte Verwandte aus Übersee vorgestellt werde, kann ich leider nicht verstehen - aber die Begrüßung ist herzlich und an Kameras ist man hier offensichtlich auch gewöhnt.



Während der folgenden 30 Minuten werden - offenbar einem strengen Prozedere folgend - weitere Geschenke überreicht.



Brautvater an Bräutigammutter, Bräutigam an Brautmutter, Brautvater an Bräutigamgroßmutter, Bräutigamgroßvater an Brautmutter, Brautmutter an Bräutigamschwester, Bräutigambruder an Brautbruder, Brauttante an beste Freundin der Braut... - irgendwann verliere ich den Überblick.

Kerzen werden angezündet.




Und Obst überreicht.



Überraschend spät tritt die eigentliche Hauptperson dieses Tages in Erscheinung: die Braut.




Und auch sie erhält ein paar kleine Präsente.



Ich traue meinen Augen kaum, als ich IHN entdecke: Mister Charming. Der ist nämlich der beste Freund des Bräutigams.



Und darf die Braut standesgemäß in ihr neues Heim fahren...


    
Etwas enttäuscht bleibe ich zurück.

Klar, ein paar nette Fotos habe ich gemacht. Aber Geschichten erzählen ist vielleicht einfach nicht mein Ding...

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