Neulich Abend war es ausgesprochen kühl. Und das nicht nur drinnen, sondern auch draußen.
Nein, es war eigentlich richtig kalt. So kalt, dass selbst die hartgesottenen Karaoke-Sänger, die regelmäßig sonntagabends mit ihren lautstarken Gesangseinlagen das ganze Viertel unterhalten (bzw. alle Nachbarn dazu bringen, den Fernseher lauter zu stellen, um das Gegröhle zu übertönen) gekniffen hatten und es auffallend still in unserer Gasse war.
Später am Abend schallte dann doch Gesang zu uns herüber, aber es klang ganz anders als sonst. Nicht nach vietnamesischen Gassenhauern und Schnulzen, sondern - ja, nach was eigentlich?
Ich beschloss herauszufinden was da los war, griff nach der Kamera und marschierte los.
Der kleine Park am Ende unserer Gasse lag dunkel und verlassen da - kälteresistente Karokesänger waren es also nicht. Ich ging weiter zur Parkfläche vor dem kleinen Tempel. Die, auf der nachmittags häufig die Seniorinnen des Viertels Volleyball spielen...
Vor zwei Tagen war mir dort ein Baugerüst aufgefallen. Der untere Teil war mit Decken verhangen, unter denen man Hängematten hervorblitzen sah. Es war zu befürchten, dass das nächste Bauprojekt auf der bisher freien Fläche bevorstand und die Arbeiter nun in eisiger Kälte unter den Gerüsten ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Als ich ein paar Schritte weiter ging, erkannte ich, dass ich vollkommen falsch gelegen hatte. Eine Theatertruppe hatte dort ihre Zelte - oder besser gesagt - ihre Bühne aufgeschlagen!
Kälte und Dunkelheit zum Trotz hatten sich dort zu fortgeschrittener Stunde ein paar Zuschauer versammelt.
Ich kam gerade rechtzeitig, soeben kündigte der Moderator - zugleich der männliche Hauptdarsteller - das Stück an.
Den Namen habe ich mir leider nicht merken können, aber es ging um sehr viel Liebe und noch mehr Schmerz und zudem wurde fortwährend gesungen.
Sehr inniglich gesungen.
Typisch vietnamesisch.
Während sich im Licht der Scheinwerfer das ganz große Drama abspielte...
...schlich ich hinter die Bühne...
...und warf einen Blick in die Garderobe - UNTER den "Brettern, die die Welt bedeuten".
Dort bereitete sich gerade die "Grande Dame" der Truppe auf ihren Auftritt vor.
Und das war GANZ GROSSES KINO.
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