Montag, 24. März 2014

ZEIT TOTSCHLAGEN

Vergleicht man das Freizeitangebot in Hanoi mit dem anderer asiatischer Metropolen, fällt das Ergebnis zwangsläufig etwas ernüchternd aus.

Und auch wenn unser Leben für Außenstehende recht exotisch und hin und wieder sogar etwas abenteuerlich anmutet - meist ist es doch die gleiche öde Routine wie anderswo auch.

Die letzte Woche ist da ein schönes Beispiel. Die bestand nämlich für mich wie für jede andere Hausfrau auch aus Einkaufen, einer dienstlicher Veranstaltung des Ehemannes und etwas Sport.

Zum Einkaufen war ich bei Laura und Diego. Sie kommen aus Spanien und haben in Hanoi ihre Marke "Chula" aufgebaut, unter der sie so etwas verkaufen wie "Desigual für die Dame von Welt, die gerne auch mal über sich selbst lacht (und deren Ehemann kein Geizkragen ist)".

Ich habe nämlich neulich, als ich Hausaufgaben mit Carlotta zum Thema "Crazy things in Space" machte, endlich die Wahrheit über meinen Kleiderschrank erfahren: Er ist ein "alles verschlingendes schwarzes Loch" und deswegen habe ich auch nie etwas zum Anziehen.
Gut also, dass es Laura und Diego gibt.

Die haben mir innerhalb von drei Tagen schnell etwas Passendes für Felix' Veranstaltung geschneidert und - damit mir die Wartezeit nicht zu lang wird - habe ich mich noch ein wenig bei ihnen umgesehen und dieses reizende "Kleidchen für alle Fälle" entdeckt. Kam natürlich sofort mit in die Tüte. (Ja, das ist ein Manga-Gesicht auf dem Rock, wir sind ja schließlich in Asien. Und Diego hat viele japanische Kundinnen...)


Ich hätte noch Tage bei Chula verbringen können, aber schließlich war ich nicht zu meinem Vergnügen dort und außerdem hatten wir einen Termin.

Einen königlichen sozusagen:


 

Nun gibt es sicher spannenderes, als einen Abend mit dem norwegischen Kronprinzenpaar zu verbringen (ich denke da an den Tatort der letzten Woche, den wir heruntergeladen, aber immer noch nicht angeschaut haben), aber andererseits waren wir in Hanoi bisher noch nie in der Oper, an diesem Abend war der Eintritt "frei", warum also nicht die Gelegenheit beim Schopf ergreifen?!

Um es kurz zu machen: das Prinzenpaar war so schnell weg wie es gekommen war, das Streichkonzert zu unserer großen Überraschung kurzweilig, die Oper ist wunderschön - wenn auch mit einer gehörigen Portion morbiden Charmes, die Häppchen waren lecker, wir "slightly overdressed",  die anderen Gäste zum großen Teil "die üblichen Verdächtigen" der Hanoier Expat-Szene - kurzum: wir hatten viel Spaß!


Klar, dass ich nach so viel Stress zu Beginn der Woche dringend auch mal etwas Zeit für mich brauchte. Da kam mir der Ausflug des Hanoier Fotoclubs, wie immer organisiert von unserem Kollegen Matthias (DEM Fotografen in Hanoi), gerade recht.

Diesmal ging es am frühen Abend in die Turnhalle einer vietnamesischen Mittelschule, gelegen in einem Stadtteil, den ich bisher nicht einmal von der Karte kannte.

Und dort durften wir dann - so unauffällig wie möglich - ein paar junge Männer beim Training fotografieren:
 
   
 
 


  


 







Leider waren wir nicht unauffällig genug. 


Und so verpfiff uns die Putzfrau beim Hausmeister und der beim Schuldirektor und der bei seiner Sekretärin und die stand dann plötzlich in der Turnhalle und erklärte sehr energisch, dass "die Ausländer nicht fotografieren dürfen".

Ein klassischer Rausschmiss. Aber offenbar hatten sie nicht mit der Chuzpe der Kickboxer gerechnet.

Die erklärten mich kurzerhand zur Sparringspartnerin, reichten mir ein paar Boxhandschuhe und so durften wir doch noch ein wenig länger in der Halle bleiben....





Und damit nicht genug: Da uns ja nur das Fotografieren verboten worden war, nicht aber das Filmen, drehte Matthias auch noch ein kleines Video, das künftig landesweit in den Werbepausen des vietnamesischen Fernsehens zu sehen sein wird.



Wie eingangs gesagt: Auch in Hanoi ist das Leben nicht immer nur spannend und abwechslungsreich...




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen