Sonntag, 26. April 2015

ALLE JAHRE WIEDER

Ich sage Dinge ungern zweimal.

Zum Beispiel, dass bei uns unter dem Dachboden NICHT geflogen wird.

Nachdem wir im letzten Jahr mit den von mir ins Leben gerufenen Demonstrationen (nachzulesen hier: MONTAGSDEMO ) erreicht hatten, dass unter unserem Dach eine allgemein anerkannte Flugverbotszone eingerichtet wurde, hat sich letzte Woche offenbar tatsächlich jemand über dieses Verbot hinweggesetzt.

Und unmissverständliche - unappetitliche - Spuren genau neben meinem Schreibtisch hinterlassen.

Wir haben dem ungebetenen Gast umgehend ein formelles Hausverbot erteilt und dieses durch erneutes Verschließen eines kleinen Lochs im Dach im wahrsten Sinne des Wortes "untermauert".

Und sind selbstverständlich davon ausgegangen, dass "nun Ruhe sei".

Falsch gedacht: Als Felix vorgestern Abend am Schreibtisch saß, flatterte plötzlich etwas um seinen Kopf herum: Eine Fledermaus gigantischen Ausmaßes!

Der Felix - dem Tod ins Auge blickend - tapfer entgegentrat und die sich dann - erschüttert von seinem Kampfesmut - irgendwo im Dachgebälk versteckte. Und verschwunden blieb.

Bei dem Gedanken, dass dieses Monster nun mit uns unter einem Dach wohnte und mir jederzeit "um die Ohren fliegen" könnte, wurde mir ganz anders. 

Ein Elefant im Vorgarten. Kein Problem. Ein Wal im Gartenteich. Auch kein Problem. Aber ein blutrünstiges Vampirwesen mit riesigen Augen, Krallen und Flügeln im Haus - das geht zu weit.

Hilfe - in Person eines Handwerkers (den man hier bei Anmietung einer Immobilie idealerweise gleich mitmietet, weil irgendwie immer und überall Reparaturbedarf besteht) - wurde herbeigerufen und machte sich sofort an die Untersuchung des Dachs auf weitere Schlupflöcher.

Ich beobachtete das Ganze aus - vermeintlich - sicherer Entfernung, als sich plötzlich ein riesiger dunkler Schatten aus einem Dachwinkel löste und mir entgegenflatterte.


Ich duckte mich gerade noch rechtzeitig, um der Bestie auszuweichen, spürte den Luftschlag ihrer riesigen Flügel, war für einen Moment Auge in Auge mit dem Ungeheuer - und schrie!

Das hätte ich mal besser nicht getan: Was natürlich lediglich als "Warnschrei" für meine Familie gedacht war, wird mir nun von Kindern und Mann als peinliche "Panikattacke" ausgelegt! Das hat man dann davon...

Zugegebenermaßen fiel der Handwerker, der durch das Anheben eines Ziegels die Fledermaus aufgeschreckt hatte, beim Erklingen meines Schreis tatsächlich fast selber vom Dach - vor Lachen.

Dann kam er aber schnell heruntergeklettert, entdeckte das Monstrum, das sich mittlerweile an einer Wand festgekrallt hatte und bat mich, besser eine Etage tiefer zu warten.

Vermutlich wollte er mir ersparen, Zeugin eines blutig endenden Zweikampfes zu werden. Ich nahm das Angebot dankbar an. Wollte ich doch vor allem den Kindern den grauenvollen Anblick ersparen, sollte es zu einem letzten Kampf auf Leben und Tod kommen.  

Obwohl: Selbstverständlich ist Tierschutz auch hier in Vietnam ein omnipräsentes Thema. Und so beließ es der Handwerker offenbar bei einem einzigen beherzten Schlag, der die Riesenfledermaus zumindest kurzfristig kampfunfähig machte.

Wie das bei Großwildjägern üblich ist, machten wir - so lange die Ohnmacht des Ungetüms noch anhielt - ein paar Aufnahmen. Als Beweis für seine Enkel und Urenkel (die des Handwerkers).


Dann trug er sie die Treppe herunter, während ich mich mit den Kindern sicherheitshalber hinter der verschlossenen Schlafzimmetür verbarrikadierte, und entsorgte das Tier. Sprich, er brachte es an einen ruhigen Ort, wo es wieder zu Kräften kommen konnte - irgendwo bei den Müllsäcken...



Ich sage Dinge eben ungern zweimal. Und wenn ich sage:  Unter unserem Dach wird nicht geflogen - dann hält man sich besser daran. 

Ich bin da eiskalt.


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