Sonntag, 24. Januar 2016

MAGIC MOMENT I

Bibbernd stehe ich im Stockdunklen. 

Wo hatte ich noch mal die Jeans hingelegt, wo die Turnschuhe? Und wo die dicken Socken???


Carlotta ist erstaunlich schnell wach und hat sogleich die Taschenlampe parat. Mit deren Hilfe werden wir endlich fündig.

Im schwachen Strahl der Lampe kramen wir alles aus dem Koffer, das annähernd wärmend sein könnte und ziehen es uns über.

Die Kamerataschen haben wir zum Glück schon gestern Abend gepackt. 
  


Während ich noch immer vergeblich nach einem Paar Socken suche, amüsiert sich Lotta über den Nebel, der aus ihrem Mund aufsteigt... Wenn es schon im Bungalow so kalt ist - was erwartet uns dann draußen, auf dem See?


Gestern früh sind wir bei sommerlichen Temperaturen in Yangon aufgebrochen und mit einem hochmodernen - nichtsdestotrotz für meinen Geschmack viel zu kleinen - Flugzeug nach Heho geflogen.

Von dort ging es mit dem Auto weiter. Eine Stunde bis zu einem kleinen Städtchen  oberhalb des Inle Lakes - des größten Sees Myanmars. Und von dort ging es dann im Longtail(Motor)Boot weiter. 


Bis an einem kleinen Stelzenhaus ein Ruderer an Bord stieg. 



Der brachte uns dann - rudernd - direkt bis an den Bootsanleger unserer Unterkunft - ohne die anderen Gäste mit lautem Motorlärm zu stören....




    


Wir werden nur zwei Nächte hier bleiben. Also wollen Lotta und ich die Zeit nutzen und haben für heute früh die "Sonnenaufgangstour" gebucht.

Ein schlechtes Gewissen haben wir schon, als wir dem schlafenden Luis die Kuscheldecke wegnehmen. Aber der Zweck heiligt die Mittel. Zum Ausgleich wecken wir Felix und schicken ihn zu Luis ins Bett, damit er die wärmende Decke ersetzt. Ohne Decke und lebendige Wärmflasche wollen wir den Kleinen nicht zurücklassen.

Vorsichtig tappen wir in der Finsternis durch den Hotelgarten. Und stehen schließlich zitternd am Bootssteg.

Dort begrüßt uns ein freundlicher, ebenfalls zitternder Hotelangestellter und hilft uns, in das schon wartende Boot zu klettern.

Die wärmenden Decken, die uns Bootsmann Win reicht, nachdem wir die Schwimmwesten angelegt haben, nehmen wir dankbar an.
  



Wir sind die einzigen Passagiere und haben nach wenigen Augenblicken die klamme Kälte vollkommen vergessen. 

Denn was wir nun erleben, ist das, was man als „Magic Moment“ bezeichnen kann. 

Einer dieser Augenblicke, die man vermutlich sein Leben lang nicht vergessen wird.


Um uns herum ist es still. Das Ruder des Bootsmannes plätschert leise, wenn es ins Wasser taucht.


Unter uns der schwarze See. Rechts und links dichtes Gras und Wasserpflanzen. 


Das Boot gleitet durch das Wasser.

Während der ersten Minuten umgibt uns tiefe Dunkelheit. Der Himmel über uns ist tiefblau. Aber hinter den Bergen färbt er sich langsam rot.

Aus der Ferne klingt leise die Musik aus einem Tempel zu uns herüber.


Das Boot tuckert langsam auf den Inle Lake hinaus. Über den Hügeln zu unserer Linken geht langsam die Sonne auf.


       
  
  
   
  
 
  
      
   
    
  
    

  



Nachdem wir fasziniert noch einigen Fischern zugeschaut haben, die am Inle Lake nicht mit den Armen sondern mit einem Bein rudern, damit sie die Hände zum Fischen frei haben... 

   
  
         
   
... treten wir schweren Herzens die Rückfahrt zum Hotel an.  
       
     
Und begegnen dabei dann doch noch der obligatorischen chinesischen Reisegruppe... 
   
Auch wenn wir noch ewig hätten weiterfahren können...
      
   
    
   

Die Aussicht auf eine heiße Tasse Schokolade finde nicht nur ich verlockend.
  



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