Luis ist es gelungen, in Hoi An eine dieser seltenen Chancen zu nutzen:
Anders als in Deutschland, wartet in Vietnam der Friseur nicht auf den Kunden. Betritt man also einen Friseurladen, wird man zunächst von jemandem in Empfang genommen, der den "Laden hütet", einem klassischen "Ladenhüter", wie es ihn auch bei uns gibt.
Erst wenn - allen Sprachbarrieren zum Trotz - eindeutig geklärt wurde, dass man wirklich Willens ist, sich die Haare schneiden zu lassen, wird der "Maestro" mittels Handy herbeigerufen.
Dann wird verkündet, dass er in 20 Minuten da sei. Äußert man (und sei es auch nur durch Gesten), dass man diese Wartezeit als zu lang empfindet und wendet sich zum Gehen, wird die angekündigte Wartezeit umgehend halbiert. Eine weitere Rücksprache mit dem sich auf dem Weg befindenden Haarkünstler ist dazu nicht erforderlich. Offenbar funktioniert diese Feinabstimmung ausschließlich telepathisch.
Beruhigt, dass es doch nur 10 Minuten Wartezeit sind, verbleibt man also im Laden. Und hat man die ersten 10 Minuten erst ausgeharrt, vergehen die nächsten 20 auch ganz fix.
Dann erscheint der Maestro und legt los. Mit einer ganzen Palette von Hilfsmitteln - Schere, Kamm, elektrischem Haarschneider, Rasiermesser, Pinsel - nähert er sich dem zu frisierenden Kopf und es scheint, dass in liebevoller Akribie "Haar für Haar" einzeln zurecht gestutzt wird.
So entsteht nach und nach das Meisterwerk...
Und während den Eltern der Atem stockt, als der Maestro mit einem Rasiermesser an den Kopf herantritt, das nur unwesentlich kleiner erscheint, als der Junge selbst, beweist dieser Nervenstärke, lehnt sich zurück und begutachtet entspannt sein Spiegelbild.
Am Ende gibt sogar die kritische große Schwester ihren Segen zum neuen Look, die stolzen Eltern entrichten geradezu dankbar den "Obolus" für das gelungene Meisterwerk, den der Meister huldvoll entgegennimmt.
Und wäre genug Zeit gewesen, dann hätte der stolze Vater sich vielleicht auch noch an die "Camel Trophy 2013" gewagt, aber: nicht jeder ist zum Helden geboren...
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