Mittwoch, 23. Oktober 2013

MEER(JUNG)FRAUEN

Vorletzter Urlaubstag in Hoi An. Fünf Uhr morgens. Der Wecker klingelt. 

Leise stehe ich auf, gehe hinüber zum Zimmer der Kinder und flüstere:"Lotta! Es ist fünf Uhr. Willst du nun mit oder willst du doch lieber weiterschlafen?" Lotta schlägt die Augen auf: "Ich komme mit! Habe ich doch gesagt!" Und schon fallen die Augen wieder zu. 

Ich packe leise meinen Fotorucksack, schlüpfe in die Turnschuhe und plötzlich steht Lotta, mehr schlafend als wach, neben mir. "Ich hab' doch gesagt, ich komme mit", murmelt sie. In zwei Minuten ist auch sie gewaschen und angezogen. Leise, wir wollen ja die Jungs nicht wecken, schleichen wir zur Tür. Öffnen sie - und stehen im Regen.

Seufzend schlage ich vor: "Wollen wir uns doch wieder hinlegen?" Von Lotta kommt ein empörtes:"Nö. Jetzt sind wie aufgestanden, jetzt fahren wir auch."

Wenig später sitzen wir auf dem Leihmotorrad und düsen im Nieselregen die Küstenstrasse entlang. Außer uns sind nur vietnamesische Schulkinder unterwegs. Auf Fahrrädern und Elektrobikes, meist gleich zwei oder drei pro Gefährt. Alle tragen weiße Hemden und rote Halstücher. Einige von ihnen grüßen uns und lachen fröhlich, wenn wir "Xin chao" zurückrufen...

Trotz der frühen Stunde sind in den kleinen Gassen die Kneipen voll mit Männern, die rauchen, Bier trinken und Karten spielen. Dabei dachten wir, die Vietnamesen seien keine Nachteulen... Erst dann fällt mir ein, dass das vermutlich Fischer sind, die am frühen Morgen ihren Fang eingebracht haben und jetzt noch etwas Zeit mit den Kollegen verbringen, während ihre Frauen auf dem Markt den Fisch verkaufen.

Und so nehmen wir ganz schnell Kurs auf die Innenstadt. Einen Stadtplan haben wir nicht dabei, an der Sonne kann man sich wegen der dichten Regenwolken auch nicht orientieren, nach dem Weg fragen macht erfahrungsgemäß auch wenig Sinn - weil wir die Antwort nicht verstehen würden. Aber immerhin sind wir die Strecke schon mit dem Taxi gefahren. Und tatsächlich: Wir finden den Fluss, von dort aus dann die Brücke in der Altstadt und von da ist es nicht mehr weit zum Fischmarkt. 

Dort angekommen drücke ich Lotta eine der beiden Kameras in die Hand, sage ihr, sie soll die Menschen, die sie fotografiert immer anlächeln und sofort aufhören zu fotografieren, wenn sie merkt, dass die das nicht wollen. Am Anfang steht Lotta etwas verloren zwischen all den Frauen, den Fischkisten und dem Gerümpel, aber dann legt sie los.



Die Atmosphäre auf dem Fischmarkt ist unglaublich. Wir sind um diese Zeit die einzigen Ausländer, aber trotzdem werden wir kaum beachtet. An den Tischen wird Fisch entnommen, gefeilscht, getratscht und Limo aus Tüten getrunken. Ich muss mich fast zwingen, zu fotografieren, am liebsten würde ich einfach nur schauen.
Nach über einer Stunde kaufen wir von den paar Dong, die wir eingesteckt haben, Plastikumhänge. Und im strömenden Regen machen wir uns dann wieder auf den Weg zurück ins Hotel. Als wir dort ankommen, sind wir klatschnass - trotz der Umhänge. Aber stolz und glücklich und fest entschlossen, uns öfter mal eine solche "Mädchen"-Auszeit zu nehmen - natürlich mit Motorrad :-)


Hier ist eine kleine Auswahl der Fotos. Ehrlich gesagt, ich könnte bei manchen Bildern nicht einmal mehr sagen, wer von uns beiden sie gemacht hat... 


Klickt man direkt auf die Bilder, sieht man sie als Bildergalerie - also etwas größer...

 
 



 
 



 


 
 
 




 










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