Mittwoch, 18. September 2013

SATISFAKTION

Es ist Sonntagmorgen. Endlich mal ein Tag ohne Schule, ohne Tennis- oder Schwimmtraining, ohne auszupackende Umzugskartons.

Alle können ausschlafen und Felix und ich radeln nach dem Aufstehen gemeinsam zum Bäcker, um danach "so richtig schön mit der Familie zu frühstücken". Wer hätte gedacht, dass nach diesem Frühstück nichts mehr sein würde wie zuvor...?

Luis hat Unmengen ofenfrischer Minimuffins gegessen, so sehen nun auch Mund und Hände aus und er wird ins Bad geschickt, um sich zu waschen. In den vergangenen Tagen ist mir klar geworden, dass mir am "Tag der Spinne" wohl meine Phantasie einen Streich gespielt hat und so haben wir das Gästebad dann doch nicht zugemauert, sondern benutzen es ganz ungezwungen (ich muss sowieso immer nur, wenn ich gerade in einem anderen Stockwerk bin).

Luis öffnet also die Tür zum Gästebad, bleibt stehen und dreht sich zu uns um. "Da ist eine Spinne im Bad", sagt er ruhig.

Da ich das Gefühl kenne, das Gästebad zu betreten und mir einzubilden, ein Rieseninsekt zu sehen, stehe ich sofort auf und gehe zu ihm. "Warte Luis, Mama hilft dir!"


UND DA LIEGT SIE: DIE RIESENSPINNE. 



Tot? Noch nicht ganz. Zwar liegt sie auf dem Rücken, aber noch zucken im Todeskampf ihre Beine. Ihre HAARIGEN BEINE, wohlgemerkt. 

"Stop!" schreie ich. "Nichts anfassen!" Und flitze hoch, um meine Kamera zu holen. 

Felix hilft mit ein paar kräftigen Sprühsalven aus der Insektenspraydose nochmal etwas nach, das Bad versinkt in einer Nebelwolke, aber nun endlich verebben auch die letzten Zuckungen. Mit dem Besenstil dreht Felix das Tier vorsichtig um. "Damit Du besser fotografieren kannst", sagt er kleinlaut. 

Und so erfahre ich nach einigen Tagen doch noch SPÄTE GENUGTUUNG. Ich habe es mir DOCH NICHT eingebildet. Es gibt sie wirklich, die Riesenspinne mit den haarigen Beinen. 



Klar, so im Todeskampf zusammengefaltet, sieht sie nur noch halb so schrecklich und gefährlich aus, aber wenn man genau hinschaut, kann man erahnen, wie lang ihre Beine wohl im lebendigen Zustand aussehen - bzw. aussahen. Vor uns liegt sozusagen die Nadja Auermann* unter den Spinnen.



Auch als der Tod der Spinne zweifelsfrei feststeht, erscheint mir eine Entsorgung im Garten irgendwie nicht sicher genug. Philipp schlägt eine Feuerbestattung vor und da er das Ganze spektakulär mit einer Spühdose inszeniert, scheint mir das ein angemessener Abschluss des Kapitels Riesenspinne. 

Und siehe da: Durch die Hitze zeigt die Spinne dann noch einmal ihre ganze Größe, zumindest auf der einen Körperseite. Locker 10-12 cm, dazu noch die Haare (hier leider bereits versengt) und das ganze in Bewegung. Na - wer will jetzt behaupten, ich hätte "überreagiert"? Meine Familie zumindest nicht. Einer nach dem anderen gesteht, dass DAS tatsächlich ein Grund gewesen wäre, "mal ein bisschen lauter zu schreien"...

Obwohl. Eigentlich hätte ich mir am liebsten tatsächlich alles nur eingebildet...



* deutsches Supermodel;  in den 90er Jahren bekannt als das Model "mit den längsten Beinen der Welt" -  natürlich nicht so haarig wie die der Spinne

 

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